10 FRAGEN AN DENNIS BERKA AKA RYU’S LIGHTWORKS
Weiter geht’s mit dem nächsten Interview. Dennis ist der Daniel Düsentrieb des Light Painting. Ohne den regen Austausch mit ihm zu den unterschiedlichsten technischen Problemen wäre ich an so manchen Aufgaben längst verzweifelt. Und ohne seine Taschenlampen, die er mir gebaut hat, hätte ich viele Bilder nicht umsetzen können. Und ein sehr freundlicher, angenehmer Mensch ist Dennis sowieso. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.
Bitte stell Dich kurz vor: (Name, Alter, Ort …)
Hallo, ich bin Dennis Berka auch bekannt als Ryu’s Lightworks. Mittlerweile zähle ich 39 Jahre auf meiner Uhr und komme aus Recklinghausen in NRW. Das Lightpainting ist für mich ein Hobby oder auch eine Kunst bei der ich mich kreativ ausdrücken kann.
1. Wie und warum bist Du Light Painter geworden?
Das ist wahrscheinlich sogar recht ungewöhnlich. Technik und Elektronik hat mich schon immer fasziniert wodurch ich oft auch mal damit rum bastel. Vor einigen Jahren (ich glaube 5 Jahre ist das jetzt her, genau weiß ich das gar nicht mehr wann das war) habe ich also mit LEDs gespielt, z.B. eine 16×16 RGB Matrix gebaut mit Steuerung über eine Web Oberfläche. Mehr durch Zufall ist mir bei Aufnahmen dann aufgefallen, dass in einer Langzeitbelichtung solche LED Spielzeuge interessante Spuren auf dem Bild erzeugen.
Da sowieso schon allerlei leuchtendes Zeugs auf meiner Werkbank lag, es sah vermutlich aus wie das Labor eines verrückten Wissenschaftlers (tut es immer noch) beschloss ich dann dies weiter zu verfolgen. Das Lightpainting habe ich also autodidaktisch erlernt, und weiter gemacht habe ich damit weil es mir die Möglichkeit gibt die Fantasie mit der Wirklichkeit zu verschmelzen. Als großer Fan von Fantasy und Sci-Fi Literatur ist das eine sehr verlockende Sache.
2. Was bedeutet Light Painting für Dich? Was ist Dein Antrieb?
Lightpainting ist für mich ein Hobby und eine Art meine eigenen Welten zu kreieren. Es ist eine wunderbare Kunstform, die es einem ermöglicht seine Fantasie in Fotos zu bannen und dabei mit der Realität zu vermischen. Wie schon erwähnt mag ich Fantasy und Sci-Fi sehr und das Lightpainting kann vieles was wir uns nur vorstellen können oder in Filmen mit aufwendigen Spezialeffekten produziert wird erschaffen. Mein Antrieb dabei ist die Bilder und Welten die mir ständig durch den Kopf gehen irgendwie fest zu halten oder ihnen eine physische Form zu geben.
3. Welche Ausrüstung hast Du immer dabei?
Oft packe ich schon gezielt für das was ich machen will meine Tools ein, wobei es auch da immer mehr ist als man eigentlich braucht. Aber immer dabei sind meine selbst gebauten Taschenlampen in mehreren Farbtemperatuen, Farbfilter, Acrylstäbe, das Pfeifenreiniger-Feuer-Tool und Lichtschläuche. Mit diesen Sachen kann man eigentlich schon jede Menge Effekte umsetzen. Auch seit einiger Zeit habe ich ein paar Tools von Lightpainting Paradise so gut wie immer dabei, die Farbfilter sind z.B. eine gute Alternative zu frickeligen Farbfolien die vom Wind immer in irgendwelche Büsche geweht werden. Dazu kommt dann Ausrüstung die meinem aktuellen Experimenten und Lieblingstechniken entsprechen. In letzter Zeit war es z.B. häufig ein paar Schablonen, eine schwarze Metalplatte und etwas Stahlwolle für meine Feuergolem und Feuereffekt Bilder.
4. Was war Dein bisher eindrücklichstes Erlebnis im Light Painting?
Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Unvergesslich ist oft weniger das Lightpainting selbst sondern die Menschen und Orte die man dabei besucht. Unvergesslich sind da auf jeden Fall die Besuche in England mit Tim Gamble, Tom Hill, Chris Thompson, Phil Fischer und Kim von Coels. Ein Trip nach Spanien mit Ivan, Frodo, Iris und einigen mehr. Aber auch die Events an denen ich teilgenommen habe wie die im Volksbad Nürnberg von Lightpaiting-Helpdesk und das Light Up Berlin dies Jahr. Die für mich schönsten Momente im Lightpainting selbst waren die bei denen man die Aufnahme stoppt und erst mal mit offenem Mund vor dem Display der Kamera steht weil das Bild einfach so faszinierend geworden ist, dass man es selbst kaum glauben mag. Die beiden Bilder die mir dabei sofort einfallen ist das Flashdance Bild und das Dämon-Flügel Bild die ihr weiter unten seht. Gerade beim letzten ist direkt beim ersten Versuch einfach alles perfekt zusammen gekommen.
5. Was oder wer inspiriert Dich regelmäßig?
Inspiration kommt bei mir fast überall her. Gute Bücher die einen sowieso schon eigene Welten in den Kopf zaubern z.B. aber auch Filme oder Serien können sehr inspirierend sein. Musikvideos geben auch eine gute Inspirationsquelle ab oder einfach das aktuelle Weltgeschehen.
Es ist auch immer interessant sich mit anderen Lightpaintern zu unterhalten. Allerdings ist das für mich weniger eine Inspiration für Bildideen sondern eher dazu Techniken verfeinern oder vermischen.
6. Welches Light Painting Tool baust oder kaufst Du Dir als nächstes?
Ich warte aktuell darauf das der RVR von Sphero ankommt, das ist ein kleiner Roboter Buggy den man Programmieren und erweitern kann. Damit plane ich ein etwas größeres Projekt bei dem ich Muster auf den Boden malen kann. Aber dazu veröffentliche ich später sicherlich noch mehr Informationen wenn ich erste Ergebnisse habe 😉
Dann liegt hier noch die Acebeam W30 Taschenlampe, die ich noch ausgiebig testen will, und es sollten bald auch ein paar neue Neon LED Lichtschläuche ankommen, die recht vielversprechend sind.
Ansonsten gibt es in meinen Keller einen Schrank bei dem die Hälfte mit “zum Experimentieren” beschriftet ist… also es wird sicher nicht langweilig 😉
7. Arbeitest Du eher spontan oder planst Du Deine Bilder vorher bis ins kleinste Detail?
Das ist sehr gemischt. Bis ins kleinste Detail kann man eigentlich nie planen weil es halt immer etwas gibt, was man auf den Tag oder die aktuelle Umgebung anpassen muss. Aber meistens plane ich mittlerweile sehr viel. Wobei das kommt halt darauf an was man macht. Wenn ich für mich selbst raus gehe um ein Projekt um zu setzen dann ist das mittlerweile sehr durchgeplant. Wenn ich einfach mit ein paar anderen Lightpaintern rausgehe um ein bisschen Spaß zu haben ist es bis auf die Tools die man mitnimmt kaum geplant. Da kommen die Ideen mehr spontan.
8. Hast Du ein Konzept, einen roten Faden, für Deine Light Paintings?
Einen grundsätzlichen der sich überall durchzieht nicht. Aber ich habe sowas wie Phasen, in denen ich recht ähnliche Projekte umsetze. Das kommt manchmal durch Ideen, die ich habe und zu denen ich mehrere Sachen umsetzen will oder manchmal durch Techniken, mit denen ich gerade arbeite oder verfeinere wodurch die Projekte dann an der Technik angelehnt recht ähnlich sind.
9. Mit welchen drei anderen Light Paintern würdest Du gerne mal zusammen arbeiten?
Da ich mittlerweile schon sehr viele Lightpainter weltweit persönlich getroffen habe ist das schwer zu beantworten. Unter denen die ich schon kennengelernt habe aber noch nie zusammengearbeitet habe würde ich gerne mal mit Pala Teth in seinen Steinbrüchen arbeiten, oder mit Maria Saggese ein paar Bilder umsetzen. Von denen, die ich noch nicht persönlich kennen gelernt habe, ist glaube ich Jason Rinehart ein sehr witziger Zeitgenosse.
10. Welches sind Deine drei besten Bilder?
Aus einem Experiment mit sehr schnellen Blitz Strobe um den Regen Effekt zu erzeugen ist diese Bildidee entstanden. Dies ist eines der Bilder die mich bis heute noch faszinieren, da es noch viel atemberaubender aus der Kamera gekommen ist als ich es mir beim Überlegen des Konzeptes vorgestellt habe. Noch heute ist es witzig wenn mich Leute dazu fragen wer das Model ist und ich erklären muss, dass die Dame eine ca 10cm große Pappfigur ist.
Ein sehr neues Bild aber eines das für mich unvergesslich bleibt. Der Aufbau dafür war recht kompliziert da hier mit Schablonen, zwei Stativen und einem Objektivwechsel gearbeitet wurde. Erst hatte ich befürchtet, dass alles aufeinander auszurichten fast schon unmöglich ist, besonders da ich hier mit einem Model (Zombrina Roxx https://www.facebook.com/ZombrinaRoxxArtist/) gearbeitet habe. Aber direkt der erste Versuch hat so wunderbar gepasst, dass wir ein paar Minuten ungläubig auf das Display der Kamera gestarrt haben. Das war auch das letzte Bildkonzept an dem Abend und wir haben danach direkt zusammen gepackt weil uns klar war besser bekommen wir das eh nicht mehr hin 😉
Technisch eigentlich gar nicht so perfekt geworden hat diese Bild dennoch einen hohen sentimentalen Wert für mich und das Gesamtbild hat eine starke Aussagekraft. Entstanden ist es in unserem England Urlaub bei einem sehr lustigen Abend mit Tom Hill und Chris Thompson in einem verlassenen Betonwerk.
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Ich danke Dennis, dass er sich die Zeit für dieses Interview genommen hat.
Allzeit gutes Licht
Sven
Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn.
Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.