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Kinetische Fotografie und Camera Rotation Light Painting

CAMERA ROTATION LIGHT PAINTING

In den meisten Fällen wird der Lightpainting Künstler mit bewegtem Licht vor der Kamera arbeiten. Eine nicht so weit verbreitete Form des Light Painting ist die kinetische Fotografie. Dabei werden während der Belichtung choreografierte Bewegungen mit der Kamera ausgeführt. In den meisten Fällen sind die Lichtquellen dabei fest, die Lichtspuren werden dann ausschließlich durch die Kamerabewegungen ins Bild gemalt. 

Mit recht einfacher Ausrüstung sind hier Rotationen um die optische Achse, wie im Titelbild, Drehen am Zoom des Objektivs, Schwenk nach links, rechts, hoch, runter oder auch die Drehungen um die Achse des Stativkopfes denkbar. Für andere Bewegungsrichtung benötigt man Spezialausrüstung wie Slider. Das wird nicht Gegenstand dieses Artikels sein, kaum jemand wird solche Ausrüstung zu Hause haben.


GRUNDSÄTZLICHES

Für diese Art des Light Painting ist ein absolut fester Stand der Kamera unerlässlich. Wenn die Lichtspuren sauber und gerade sein sollen darf sich die Kamera während der Belichtung nicht bewegen.

Kurze Brennweiten sind für solche Bilder besser geeignet als lange. Umso größer die Brennweite desto mehr sieht man kleine Verwacklungen; die Lichtspuren laufen dann aus der Bahn.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arbeitsweisen. Entweder werden durch die Bewegungen der Kamera Lichtspuren gezeichnet oder es werden verschiedene Steps aufgenommen. Dafür wird das Objektiv zwischenzeitlich, also während der Bewegung, abgedeckt. Aber auch Kombinationen aus beiden Techniken in einer Aufnahme können sehr spannend sein.


ZOOM

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Die „einfachste“ Variante der choreografischen Fotografie. Einfach deshalb weil fast jeder Fotograf ein Zoom-Objektiv in seinem Besitz hat. Während der Belichtung des Brandenburger Tors habe ich mehrfach den Zoom-Ring des Objektivs bewegt.

Der Zoom-Bereich muss nicht groß sein, für das Beispielbild hatte ich ein Tokina 19-35 mm an der Nikon D750. Um nicht all zu harte Anfänge und Enden der Lichtspuren im Bild zu haben habe ich den Zoom nicht bis zum Anschlag bewegt sondern nur bis kurz davor und dann unverzüglich wieder in die andere Richtung. Um das Brandenburger Tor deutlicher sichtbar zu machen habe ich im Anschluss noch einige Sekunden ohne Zoom-Bewegung belichtet. Beim zweiten Bild vom Brandenburger Tor habe ich zwischendurch immer wieder das Objektiv abgedeckt und dann jeweils einige Sekunden mit den verschiedenen Brennweiten belichtet.


ROTATION UM DIE OPTISCHE ACHSE

Mittlerweile ist diese Light Painting Technik recht verbreitet. Viele Künstler arbeiten mit den verschiedensten Werkzeugen, Ideen und Arbeitsweisen mit der Technik der Camera Rotation Fotografie. Die Möglichkeiten mit dieser Technik eindrucksvolle Kunstwerke zu erschaffen sind nahezu grenzenlos. Eine recht einfache Variante ist es das Bild in zwei Teilen aufzunehmen, einmal richtig herum und noch einmal auf dem Kopf stehend, also um 180° gedreht. 

Die Anzahl der Steps lässt sich natürlich erhöhen. Meist belichte ich für einige Sekunden, decke dann das Objektiv mit einer schwarzen, lichtundurchlässigen Mütze ab, drehe die Kamera ein Stück um die optische Achse, entferne dann die Mütze wieder für einige Sekunden, und immer so weiter bis ich eine Umdrehung fertig hatte. Auch „unvollständige“ Rotationen können durchaus spannend sein. 

Den Berliner Dom oder auch das Rathaus in Görlitz genau mittig auf den Kopf zu drehen ist alles andere als einfach. Ohne ein präzises Tool und peinlich genauer Ausrichtung der Kamera sind solche Aufnahmen nicht möglich. 


ANDERE EFFEKTE

Durch Bewegungen wie Kippen, Neigen, Ändern der Höhe oder Drehen um den Fixpunkt der Kamera auf dem Stativ sind ebenfalls eindrucksvolle Effekte im Lightpainting umsetzbar. Die kreativen Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.


AUSRÜSTUNG

Je nachdem welche Effekte Du in Deinen Light Painting Bildern mit dieser Technik umsetzen willst benötigst Du verschiedene Hilfsmittel. Neben Deiner Kamera und mindestens einem Objektiv solltest Du eine lichtundurchlässige Kappe oder Mütze mitnehmen. Mit dieser kannst Du dann Dein Objektiv abdecken um Bewegungen „unsichtbar“ ausführen zu können. Ein (Funk)Fernauslöser erleichtert die Arbeit. Meist benutze ich einen einfachen Kabelauslöser für einige wenige Euros.


STATIV

Mit dem klapprigen, leichten Reisestativ werden Dir solche Aufnahmen nur schwerlich gelingen. Ein absolut sicherer Stand der Kamera ist für diese Art Lightpainting unerlässlich. Für die meisten in diesem Artikel gezeigten Aufnahmen hab ich ein Manfrotto 055 mit 3 Segmenten benutzt. Das Teil ist nicht gerade ein Leichtgewicht und in den kleinen Rucksack passt das Stativ auch nicht, aber dafür steht das Ding bombenfest. Die schwere DSLR mit dem schweren 14mm Objektiv, alles befestigt am Camera Rotation Tool, wird sicher gehalten. Und, noch viel wichtiger, ich muss keine Angst haben, dass mir das Stativ samt Kamera beim Light Painting umfällt.

Um die Beine des Stativs habe ich nachleuchtendes Klebeband geklebt damit ich, und auch andere Menschen, in der Dunkelheit nicht gegen die Kamera laufen.


STATIVKOPF

Für einige der oben erwähnten Techniken benötigt man nicht unbedingt einen Stativkopf, man könnte die Kamera direkt auf das Stativ schrauben. Das hat den Vorteil größerer Stabilität, allerdings verliert man dadurch viel Komfort bei der Ausrichtung der Kamera. Für meine Light Painting Bilder benutze ich fast immer einen 3-Wege-Neiger von Manfrotto. Eine saubere Ausrichtung funktioniert damit besser und einfacher als mit einem Kugelkopf weil dieser sich immer in alle Richtungen gleichzeitig bewegt wenn man ihn löst. Mit dem 3-Wege-Neiger kann ich jede Richtung separat einstellen. Ein Video-Neiger würde eventuell auch gut funktionieren, getestet habe ich das aber noch nicht.

Egal welchen Stativkopf Du verwenden willst, Du solltest darauf achten, dass dieser das Gewicht der Kamera und des Objektivs sowie des Camera Rotation Tools sicher tragen kann.  In meinem Fall sind das insgesamt ca. 3 Kilogramm.


CAMERA ROTATION TOOL – GIMBAL HEAD

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Mit dem Gimbal Head kannst Du ein „fertiges“ Camera Rotation Tool kaufen. Eigentlich sind die Teile für die dicken Teleobjektive der Paparazzi und Piepmatz-Fotografen gedacht, wenn man aber anstatt des Teles die Kamera auf dem Gimbal montiert hat man die Möglichkeit die Kamera um die eigene optische Achse zu drehen. 

Bevor Du das Tool benutzen kannst musst Du die zu Deiner Kamera passende Höhe einstellen. Am einfachsten geht das mit Hilfe der Funktion Live View. Du schaltest diesen ein, lässt Dir die Gitterlinien einblenden, suchst Dir ein kleines Objekt, welches Du genau in der Mitte des Bildes platzierst, und drehst dann die Kamera um die optische Achse. Wenn sich das Objekt nicht aus der Mitte bewegt hast Du die richtige Höhe eingestellt. Entweder Du schreibst den Wert von der Schiene ab oder Du markierst die Position.

Diese Lösung hat allerdings einige Nachteile, Zum Einen ist ein Gimbal Head gewöhnlicherweise nicht gerad für einen Schnäppchen Preis zu bekommen und zum Anderen ist das Teil groß und schwer. Ich hatte den Gimbal gerade mal auf die Waage gestellt, 1,2 kg. Wenn ich den Gimbal Head benutze montiere ich diesen direkt auf dem Stativ und nicht auf dem Kopf um die Verwacklungsgefahr zu minimieren. Für den Stativkopf ist die Kombination aus Gimbal, Kamera und schwerem Objektiv kaum noch zu halten.

Ein weiterer Nachteil ist, dass der Gimbal kein Raster für den Winkel hat wie das CRT aus dem nächsten Abschnitt. Ich brauche also zusätzlich einen Winkelmesser, z.B. als App auf dem Mobiltelefon.

Durch die massive Bauweise ist dieses Tool allerdings sehr stabil und laufruhig. Es besteht kaum die Gefahr während der Drehung zu wackeln.


CAMERA ROTATION TOOL – DIY CRT 2.0

Wegen der oben genannten Gründe wollte ich vor einigen Jahren den schweren Gimbal ersetzen. Nach vielen Tests und Umbauten sieht mein Camera Rotation Tool aktuell so aus wie im Bild rechts. Die vielen Zwischenschritte bis zum aktuellen CRT erspare ich Dir hier.

Das Tool besteht aus folgenden Komponenten:

 –Arca Swiss Schnellwechselpatte 

– Panoramakopf mit Indizierung 

– Arca Swiss Winkel

– Arca Swiss Platte 180mm 

– 2 Schrauben M6 x 20

– Schraubenkleber

– Arca Swiss Klemme

An die Unterseite des Pano-Kopfes kommt die Arca Schnellwechsel-platte um das CRT dann einfach am Stativkopf befestigen zu können. Den Manfrotto 3 Wege-Neiger habe ich auf Arca Swiss umgerüstet weil ich an den Kameras immer passende L-Winkel habe. Diese sind immer Arca Swiss und passen nicht in die proprietäre Manfrotto Aufnahme. Ich habe einfach die Manfrotto Platte mit einer Arca Klemme (siehe oben) verschraubt.

Den oben erwähnten Winkel habe ich auseinander geschraubt und das kurze Teil durch die 180mm Plate ersetzt. Da die Original Schrauben zu kurz sind habe ich diese durch längere ersetzen müssen. Damit diese sich nicht lösen habe ich Schraubenkleber benutzt. Leider fand ich bei meiner Recherche keinen passenden Winkel, entweder ist eine Seite zu kurz, wie der von mir verwendete, oder unnötig lang und damit wieder unnötig groß, schwer und teuer.

Die lange Seite des Winkel habe ich an der Arca Klemme des Panokopfes befestigt. Auf die kurze Seite habe ich die Arca Klemme geschraubt. Nachdem alles montiert und genau eingestellt war habe ich die lange Schiene am Ende des Panotellers abgesägt. Das CRT ist jetzt nicht größer als nötig und das Display der Nikon D750 lässt sich jetzt über das CRT klappen. Somit kann ich auf diesem auch etwas sehen.

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Die Winkeleinstellung erfolgt über das Drehrad an der Seite des Panotellers. Bei den Einstellungen 15°, 30°, 45°, 60° und 90° rastet der Teller spürbar ein. In der Stellung 0° läuft der Teller frei. Im Gegensatz zu anderen Panotellern mit Winkelvorwahl gefällt mir hier die Lösung mit dem Drehrad besonders gut. Bei den anderen Panotellern muss man eine Schraube von außen in das jeweilige Gewinde für die verschiedenen Winkel drehen. Das ist somit weniger komfortabel beim Verändern der Einstellung und außerdem sind diese Teile größer und schwerer. 

Da ich diesen Panoramakopf noch nicht sehr lange einsetze kann ich im Moment zur Robustheit und Haltbarkeit noch nichts sagen. Auf den ersten Blick ist das Teil gut verarbeitet, alles hält fest und sicher. Der Teller läuft sauber und gleichmäßig.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Spaß beim Nachbau, und vor allem bei der Verwendung des Light Painting Tools. 
Allzeit gutes Licht

Sven 


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