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Baby Orb © Stepko

Light Painting Interview Serie – Teil 7

10 FRAGEN AN STEPKO

Er ist einer der talentiertesten, kreativsten Newcomer im Light Painting. Ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel, dass ich Dich als Newcomer bezeichne Stepko. Er setzt von Beginn an seine neuen, frischen Ideen sauber um.  Und seine Ideen haben es in sich, das Bild mit dem Baby-Orb ist eines der besten Light Paintings das ich bisher gesehen habe. 

So genug gelabert; viel Spaß beim Lesen:

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Bitte stell dich kurz vor

Hallo, mein Name ist Stefan Gerken, den meisten bin ich aber unter dem Künstlernamen Stepko bekannt. Ich bin 40 Jahre alt und wohne zur Zeit in Hannover, Deutschland. Geboren bin ich in der Nähe von Hamburg.

1. Wie und warum bist Du Light Painter geworden?

Ich habe mich in den letzten Jahren immer mal wieder mit Fotografie beschäftigt, allerdings würde ich es eher als “knipsen” bezeichnen, ohne einen ernsthaften Anspruch. 2017 hab ich mir meine erste Kamera gekauft. In Vorbereitung auf meinen geplanten Afrika-Urlaub wollte ich mich tiefergehend mit dem Thema Fotografie beschäftigen, um auch mit vernünftigen Aufnahmen nach Hause zu kommen.

Als ich mich näher mit den Einstellungen und Möglichkeiten meiner Kamera befasst habe, stieß ich auf den Punkt “Langzeitbelichtungen”. Ich lief mit einer alten Fahrradleuchte durch das Bild und die Lichtspur in der Aufnahme war der Anfang von allem. Sofort war ich fasziniert von diesem Thema. Ich recherchierte im Internet zum Thema “Lichtmalerei” und ab diesem Zeitpunkt hatte mich “Lightpainting” in seinen Bann gezogen und bis heute nicht mehr losgelassen.

2. Was bedeutet Light Painting für Dich? Was ist Dein Antrieb?

Lightpainting ist für mich zunächst einmal Freiheit und die Unendlichkeit der Möglichkeiten, Licht in den verschiedensten Formen und Farben darzustellen, Licht an Orte zu bringen, wo es eher trist und dunkel ist, Fantasie mit der Realität zu vermischen. In dem Moment wo ich in die Welt des Lichts eintauche, vergesse ich alles aus dem Alltag, alles negative verschwindet. Es ist fast wie Urlaub für die Seele und man kann seine Batterien wieder aufladen. Mein Antrieb ist es die Fantasien aus meinem Kopf auszudrücken und letztendlich in einem Bild darzustellen. Der Weg von einer Idee im Kopf bis zum fertigen Bild, ist für mich immer wieder eine tolle Erfahrung.

3. Welche Ausrüstung hast Du immer dabei?

Als Kamera benutze ich nichts Besonderes. Die Nikon D750 ist momentan meine Kamera. Inzwischen habe ich aber auch meine Liebe zu manuellen Objektiven entdeckt, die meine kreativen Möglichkeiten nochmal deutlich erhöhen.

In Sachen Lightpainting-Tools habe ich zu Beginn viel selbst gebastelt. Allerdings bin ich handwerklich nicht besonders talentiert, weshalb ich gerne die Tools von Lightpainting Paradise nutze. Wenn ich unterwegs bin, habe ich eigentlich immer Acrylstäbe, Tubes, Farbfilter mit Connectoren und Blades dabei. Kleine und leichte Dinge wie z. B. El-Wire oder kleine Farbwechsellampen, um bestimmte Dinge in der Natur oder in der Location zu beleuchten, finden immer noch Platz in meiner Tasche. Oftmals nehme ich aber auch nur die Tools mit, die ich für meine konkrete Bildidee benötige, also keinen unnötigen Ballast. Meine Lieblingstaschenlampe ist die modifizierte Lampe von Ryu ́s Lightwork , die in fast jedem meiner Bilder zum Einsatz kommt. Sie gibt mir viel Flexibilität und erleichtert mir in vielen Situationen die Arbeit, gerade wenn ich alleine unterwegs bin.

Solange ich immer neue Ideen im Kopf habe, wird es auch immer neue Tools und Taschenlampen geben. Ein Ende ist also nicht in Sicht.

4. Was war Dein bisher eindrücklichstes Erlebnis im Light Painting

Das Light Up Berlin-Event hat bei mir bisher die größten “Spuren” hinterlassen. Ich war sehr aufgeregt im Vorfeld. Wann hat man schonmal die  Möglichkeit, Künstler zu treffen, die man bewundert und bisher nur virtuell aus dem Internet kannte. Am Vorabend hatte ich die einmalige  Gelegenheit an einem Treffen von Lightpaintern teilzunehmen, welches Mafu veranstaltet hat. Plötzlich liefen mir Künstler über den Weg, wie Tom Hill, Dennis Smith, Sam Mass, Mart Barras, Rob Turney uvm., die man bisher nur aus den Sozialen Netzwerken kannte.

Es war ein wenig wie in einer Traumwelt und doch war es real. Den ganzen Abend hatte ich die Gelegenheit diesen Ausnahmekünstlern live zuzuschauen und sehr viele Eindrücke mitzunehmen. Am nächsten Tag auf dem Light up-Event ging es dann munter weiter. So viel Wissen und Kreativität an einem Ort, erlebt man glaube ich nicht so häufig. Eine tolle Erfahrung, die ich wirklich genossen habe.

5. Was oder wer inspiriert Dich regelmäßig?

Viele Dinge des Alltags inspirieren mich des öfteren. Manchmal sehe ich etwas im Internet oder anderen Medien, was den Grundstein zu einer Bildidee legt. Dabei hat es manchmal auf den ersten Blick überhaupt nichts mit Lichtkunst zu tun. Ich bin schon immer ein großer Filmfan gewesen und ziehe manchmal aus Filmszenen oder Kinoplakaten Teile meiner Ideen.

Personen aufzuzählen, die mich regelmäßig inspirieren, ohne jemanden dabei zu vergessen, ist nicht so einfach. Zumal das Genre “Lightpainting” noch so viele “Unterkategorien” hat.

Die Bilder von Tom Hill haben mich von Beginn an immer inspiriert, seine komplexen Lichtfiguren und Orbs sind einfach faszinierend für mich.

Da ich mich seit einiger Zeit mit dem Thema Camera Rotation/Kinetic in Kombination mit Objektiv- und Stativwechsel beschäftige, möchte ich auf jeden Fall die Künstler Tim Gamble, Mart Barras und Chris Thompson aus Großbritannien erwähnen, die mich mit ihrer Kreativität regelmäßig mit offenem Mund staunen lassen. Und um bei dem Thema zu bleiben, möchte ich Sven Gerard, Olivier Thermes und Hugo Baptista nennen, die mich nachhaltig inspiriert haben und meine Entwicklung gerade in diesem Genre beeinflusst haben.

Ich könnte die Aufzählung jetzt noch beliebig weiterführen, was jedoch den Rahmen sprengen würde. Für mich gibt es sehr viele tolle Künstler, rund um den Globus, die mich inspirieren. 

6. Welches Light Painting Tool baust oder kaufst Du Dir als nächstes?

Wie ich ja bereits erwähnt habe, bin ich handwerklich nicht so talentiert. Dennoch möchte ich mir ein Rotationstool mit Motor bauen (lassen),  welches mir erlaubt, zum Beispiel ein Blade o. ä. automatisch zu drehen. Das würde mir die Arbeit bei Rotationsbildern vereinfachen.

7. Arbeitest Du eher spontan oder planst Du Deine Bilder vorher bis ins kleinste Detail?

Ich sag mal so, es kommt auf die Bildidee an. Wenn ich mit neuen Mustern, Tools oder anderen Dingen experimentiere, gibt es so erstmal gar keine Planung. Ich erforsche ja erstmal, was man damit so anstellen kann. Wenn ich an eine Location fahre, dann plane ich vorher meine Bilder, was aber nicht ausschließt, dass mir die ein oder andere Bildidee vor Ort in den Kopf schießt. Das eigentliche Bild wird bei mir geplant. Welche Tools, welche Farben, wie viele Stative und Objektive werden benötigt usw. es kommt auch darauf an, welche Techniken in dem Bild zum Einsatz kommen.Wenn ich mehrere Szenen in einem Bild kombiniere, sind meiner Meinung nach Testbilder zur Ermittlung der richtigen Belichtungseinstellungen und eine gewisse Planung dringend erforderlich. Allerdings lasse ich mir auch immer einen kleinen Spielraum, um spontan einen Effekt einzubauen, der so vielleicht nicht geplant war. Zu 100% kann man eh nie planen, da es immer etwas gibt, was man vorher nicht bedacht hat.

Bin ich mit anderen Lightpaintern unterwegs, wo es auch um Austausch und Spaß geht, plane ich weniger, da kommen viele Ideen spontan vor Ort. 

8. Hast Du ein Konzept, einen roten Faden, für Deine Light Paintings?

Schwierig zu sagen, ich denke ich habe schon eine Art von Konzept, aber ich möchte mich nicht auf einen Stil festlegen. Ich habe momentan meine Schwerpunkte, möchte aber auch noch andere Genres im Lightpainting erforschen, evtl. mit anderen kombinieren usw. Nach knapp 3 Jahren “Erfahrung” in der Lichtmalerei, würde ich noch nicht behaupten einen gewissen eigenen Stil entwickelt zu haben. Ich befinde mich noch in der Findungsphase, die auch noch lange andauern wird. Lightpainting ist so ein großes Gebiet, welches ich gerne entdecken möchte, um Erfahrungen zu sammeln und mir Wissen anzueignen.

Grundsätzlich gibt es ein paar Dinge die mir wichtig sind. Wenn ich eine Bildidee umsetze, wo es z. B. um Symmetrie geht, dann muss das Ergebnis auch entsprechend sein. Wenn das Ergebnis noch nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe, wird das Bild wiederholt, bis es mir gefällt. Wenn ich einen gewissen Aufwand betreibe, um eine Location aufzusuchen, will ich diese auch nutzen und ins Bild mit einbeziehen, sonst kann ich auch zuhause im dunklen Garten bleiben und spare mir die Anreise.

9. Mit welchen drei anderen Light Paintern würdest Du gerne mal zusammen arbeiten?

Nur drei? Schwierige Entscheidung, da mir spontan mehr als drei Künstler einfallen würden, mit denen ich gerne mal zusammen arbeiten möchte.

Ein großer Wunsch wäre mal eine Zusammenarbeit mit Tim Gamble und den anderen kreativen Köpfen (Tom, Chris, Mart usw.) aus Großbritannien.

Da ich momentan Camera Rotation/Kinetic süchtig bin, würde es mich reizen mal mit den Berlinern Sven Gerard und Gunnar Heilmann eine Zusammenarbeit zu starten. 

Dennis Berka aus NRW wäre ein dritter Wunschkandidat, da ich seine Fantasy und Sci-Fi Bilder sehr mag und fasziniert bin von der Umsetzung.

Es gibt noch viele andere Künstler, mit denen ich gerne mal eine kreative Nacht verbringen würde. Bisher hatte ich leider weniger die Gelegenheit mit anderen Künstlern eine Zusammenarbeit zu starten. Wer also Lust hat, kann sich gerne melden.

10. Welches sind Deine drei besten Bilder?

Oh je die schwierigste Frage zum Schluss. Das “beste” Bild ist immer relativ und liegt im Auge des Betrachters. Ich versuche mal drei Bilder auszuwählen, die mir persönlich gefallen:

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Splitted Orb © Stepko

Dieses Bild ist aus dem Jahr 2018, also aus meiner Anfangszeit. Entstanden in einem Lost Place am Grabowsee in der Nähe von Berlin. Zusammen mit Martin, einem Künstlerkollegen aus Salzgitter. Es war meine erste Lightpainting-Nacht in einem Lost Place und hat für mich einen emotionalen Wert.

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Baby Orb © Stepko

Die Nacht, in der das Bild entstanden ist, war etwas verrückt. Ich war mal wieder alleine in meinem Stadtwald unterwegs und wollte ein Bild mit Stativwechsel machen. Nach einigen Stunden hatte ich den Orb an der Stelle, wo ich ihn haben wollte. Allerdings ohne mich als Model im Bild. Ich bin nach Hause gefahren und bei genauerer Betrachtung gefiel mir das Bild überhaupt nicht mehr. Also habe ich mich in der gleichen Nacht nochmal aufs Fahrrad geschwungen und bin in den Wald gefahren, um das Bild, dieses mal mit Model, zu wiederholen. So kamen die Größenverhältnisse viel besser zur Geltung. Manchmal sieht man halt den Wald vor lauter Bäumen nicht.

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Feathers © Stepko

Dieses Bild ist eines aus meiner Serie mit Federn. Die Idee Lightpainting mit Federn zu probieren, entstand im Winter in einer Schlechtwetterphase. Ich lungere gerne mal in den 1-Euro-Ramsch-Läden herum und gucke welche Materialien man für Bilder verwenden könnte. Da fielen mir die bunten Bastelfedern auf, wo ich sofort Bildideen im Kopf hatte. Außerdem sind Federn schön klein, sodass ich also auch Camera Rotation auf begrenztem Raum in meiner Wohnung veranstalten konnte. Die Besonderheit hier ist das rotieren über verschiedene Achsen, was als Autodidakt erstmal gar nicht so einfach ist.

Mehr Bilder von Stepko findest Du hier:

Ich danke Dir für das Interview und wünsche Dir und allen Lesern allzeit gutes Licht.
Sven

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

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