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Einige Grundlagen über LED Taschenlampen… und einige Mythen

 

ES WERDE LICHT!

Titelbild obere Reihe von links nach rechts:

  • Fenix TK30 White Laser, LEP, Beam Reichweite 1200 Meter, 500 Lumen, 250€
  • Noctigon KR4, 4 x SST-20 4000K, 95 CRI, 3000 Lumen, 55$
  • Ultrafire Infrared Flashlight, 5W IR LED, 20€
  • KDLitker E6, orange, light blue, white 3000K, 25€
  • Fenix LR35R, 10000 Lumen, 200€
  • Convoy S2+, purple, orange, green, 25€
  • Emisar D18, 18 x SST-20, 4000K, 95 CRI, 10000 Lumen, 109$

Untere Reihe von links nach rechts:

  • Ryus Lightworks Light Painters Flashlight, 115€
  • Fenix PD36R, 1600 Lumen, 100€
  • Emisar D4V2, 4 x SST-20, 3000K, 95 CRI, 45$
  • Lumintop Tool AA Titan, 650 Lumen, Nichia 219CT, 4000K, 70€ (Aluminium 25€)
  • Convoy S2+, Osram UV-Led, 40€
  • Noctigon DM11, SST-20, 4000K, 95 CRI, 1200 Lumen, 60$

HELLIGKEIT

Viele Hersteller von Taschenlampen, gerade die nicht so guten, schreiben gerne möglichst hohe Angaben zum Lichtstrom auf die Verpackung oder in die blumigen Beschreibungen auf der Internetseite. Letztendlich ist die Lumen Angabe nicht sehr aussagekräftig. Zum einen ist die Intensität des Lichts, welches an der beleuchteten Stelle ankommt abhängig vom Abstrahlwinkel. Die Fenix TK30 mit den mageren 500 Lumen beleuchtet Teile in mehreren hundert Meter Entfernung sehr hell. Der Abstahlwinkel dieser Taschenlampe beträgt nur wenige Grad. Somit ist der Lichtkegel sehr eng. Das Gegenteil dazu ist die Emisar D18 mit einem ca. 80° breiten, sehr homogen Lichtkegel. Die Reichweite liegt bei ungefähr 50 Metern. Dafür ist der beleuchtete Bereich sehr groß.

Ob die vom Hersteller angegebene Helligkeit in der Realität erreicht wird (wenn sie denn überhaupt stimmt) hängt ersteinmal vom Akku ab. Die kleine D4V2 wird mit einem 18650 Akku betrieben. Die vier SST-20 haben eine elektrische Leistung von insgesamt 40 Watt. Dazu kommt dann noch die Verlustleistung des Treibers. Insgesamt muss der Akku als eine Leistung von ungefähr 45 Watt versorgen. Somit ergibt sich ein Strom von 12 Ampere (45 Watt / 3,7 Volt). Die meisten 18650 Akkus können diesen Strom nicht dauerhaft abgeben. Somit wird der maximal mögliche Lichtstrom nicht erreicht. Beim Kauf der Akkus gilt es also darauf zu achten, dass diese den nötigen Dauerstrom liefern können. Oft wird der maximale Pulsestrom angegeben. Auch wenn dieser mit 20 oder 30 Ampere angegeben wird, bedeutet das noch lange nicht, dass der Akku dauerhaft die aus dem Beispiel oben benötigten Dauerstrom abgeben kann.

Die Helligkeit wird bei den meisten Taschenlampen abhängig von der Temperatur geregelt um die Elektronik des Treibers, die LED und den Akku vor Überhitzung zu schützen. Die maximale Helligkeit steht also bei den meisten Taschenlampen nicht dauerhaft zur Verfügung. Wie schnell und wie weit runtergeregelt wird hängt von mehreren Faktoren ab. Zuerst einmal von der Qualität und der Effizienz des Treibers. Umso mehr Verlustwärme dieser produziert, desto schneller wird die Taschenlampe runtergergelt. Der zweite Aspekt ist die Wärmeleitfähigkeit des Gehäuses. Ein kleines Gehäuse aus Titan oder Edelstahl leitet die Wärme viel schlechter ab als ein großes Gehäuse aus Kupfer oder Messing. Viel wichtiger finde ich, wie stabil die zweithellste Stufe läuft. Bei den meisten guten Taschenlampen läuft dieser über 20 Minuten oder länger ohne, dass die Helligkeit signifikant abnimmt. Für die Arbeit im Lightpainting ist das ein wichtiger Aspekt.

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Die Ausleuchtung des riesengroßen Hangars hat über 17 Minuten gedauert. Hätte die Helligkeit der Emisar D18 während dieser Zeit signifikant abgenommen wäre die Arbeit ungleich schwerer, oder das Ergebnis schlechter gewesen.

FARBTEMPERATUR UND FARBWIEDERGABEINDEX (CRI)

 

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Den rostigen Holländer habe ich in völliger Dunkelheit mit der 3000K Emisar D4V2 beleuchtet. Der Farbwiedergabindex der Taschenlampe liegt bei 95. Zum Vergleich: Kerzenlicht hat einen CRI von 100, Natriumdampflampen (Straßenlaternen) haben einen CRI von 35 bis 40 und die häßlichen Led Lenser Taschenlampen haben einen CRI von meist nicht über 70. Dieser Wert beschreibt wie gut und wie kräftig Farben wiedergegeben werden wenn sie mit der Taschenlampe beleuchtet werden. Auch die Farbtemperatur hat Einfluss auf das Ergebnis. Kaltweißes Licht mit 6000K oder darüber ist meist sehr unansehnlich. Neutrales Weiß (4000K) oder warmes Weiß (3000K oder kleiner) werden vom menschlichen Auge als viel angenehmer wahrgenommen. Beim Kauf der neuen Taschenlampe sollte man immer auf die Farbtemperatur und auch den CRI achten. Erstere geben die Hersteller in den meisten Fällen an, den CRI leider oftmals nicht. Wenn der CRI allerdings über 90 liegt, ist das für viele Leute ein Kaufargument. Aus diesem Grund wird der Hersteller mit dem hohen CRI die Taschenlampe bewerben. Wenn die Angabe fehlt wird der CRI wohl recht gering sein.

GRÖẞE, GEWICHT, MATERIAL

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Die meisten Taschenlampen werden aus Aluminiumlegierungen gefertigt. Aluminium ist ein passabler Wärmeleiter, preisgünstig und lässt sich recht einfach bearbeiten. Taschenlampen aus Titanlegierungen sind wesentlich robuster als Exemplare aus Aluminium oder Kupfer. Über die kleine Lumintop (mittlere Taschenlampe im Bild) kann man wahrscheinlich 38 Mal mit dem vollbesetzten Omnibus fahren, ohne dass die Taschenlampe Schaden nimmt. Titan hat allerdings zwei ganz entscheidende Nachteile. Titan ist ein schlechter Wärmeleiter. Aus diesem Grund ist der Bereich des Gehäuses, in dem der Treiber sitzt, aus Messing. Außerdem ist das Zeug sehr teuer. Die kleine Lumintop kostet in der Titan Variante das dreifache der gleichen Taschenlampe aus Aluminium.

Grundsätzlich ist es natürlich sehr angenehm wenn die Taschenlampe möglichst klein und leicht ist, allerdings nur bis zu dem Punkt, dass die Funktion nicht eingeschränkt wird. Umso wenigier Material, desto schneller regelt die Taschenlampe die Helligkeit herunter. Darüber hinaus ist natürlich die Laufzeit der kleinen Tool AA mit dem kleinen 14500 Akku deutlich kürzer als bei einer Taschenlampe mit gleicher LED und großem 18650 Akku.

BEAM

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Im Bild sind zwei Emisar D4V2 zu sehen. Links mit „floody optics“, rechts mit klarer Optik. Beide Taschenlampen sind Flooder, beleuchten also eine großen Bereich sehr gleichmäßig. Durch die matte „floody optic“ wird dieser Effekt noch verstärkt.

Emisar D4V2 4000K floody optics

Noctigon DM11 4000K

Fenix TK30 LEP

Fenix PD36R

In den Beamshots sind die Unterschiede gut zu sehen. Der Abstand der Taschenlampen zur Kellerwand war bei allen Aufnahmen gleich (ca. 4 Meter). Die Emisar beleuchtet einen größeren Bereich, als von der Kamera dargestellt wird. Leider ist mein Keller nicht größer. Der kleine Thrower Noctigon DM11 beleuchtet nur ein sehr kleinen Bereich und dadurch eine sehr große Reichweite. Noch deutlich fällt dieser Effekt bei der TK30 aus. Das ist allerdings keine normale Taschenlampe. Mit einem blauen Laser wird eine Phosphorschicht zum leuchten angeregt. Dieses Licht wird dann mit Spiegeln und Linsen nach vorne gerichtet, gebündelt und aus dem Kopf der Taschenlampe emittiert. LEP Taschenlampen sind aktuell nicht in der Europäischen Union erhältlich. Zum Glück habe ich meine schon vor einigen Jahren gekauft. Im letzten Beamshot ist eine klassische EDC Taschenlampe zu sehen. Diese beleuchtet einen kleinen Spot in der Mitte sehr hell und einen größeren Bereich herum mit geringer Helligkeit. Für den normalen Einsatz ist das recht sinnvoll. Im dunklen Wald kann ich sehen was in 30 bis 40 Metern in Entfernung auf mich zu kommt und gleichzeitig stürze ich nicht auf die Fresse weil der Bereich vor meinen Füßen noch hell genug beleuchtet wird. Zur Ausleuchtung im Lightpainting sind EDC Taschenlampen allerdings eher weniger geeignet. Da würde ich immer einen klassischen Flooder vorziehen. Und dann gibt es noch Taschenlampen mit Zoom. So etwas braucht mittlerweile kein Mensch mehr. Die Firma Led Lenser ist mittlerweils so ziemlich der einzige Hersteller solcher Taschenlampen. Alle diese Taschenlampen emittieren ein sehr hässliches Licht. Die LEDs haben eine Farbtemperatur von 6500K – 7000K und einen sehr geringen CRI. Darüber hinaus sind die Led Lenser Taschenlampen sehr teuer. Spätestens bei den fest verbauten Spezialakkus und diesen merkwürdigen Magnetladeteilen bin ich komplett raus. Also Finger weg von Led Lenser, egal wie viele wichtige Lightpainter erzählen, dass man die unbedingt zum Lightpainting braucht.

USER INTERFACE

Mittlerweile gibt es ja die verrücktesten User Intefaces. Stufenlose Helligkeitseinstellung (Ramping), mehrere Strobe Modes, Kerzenlicht, Gewitter und noch andere lustige Sachen. Besonders erwähnenswert ist hier die Taschenlampe von Light Painting Paradise. Dennis Berka aka Ryus Lightworks hat eine ganz besondere UI programmiert, die genau die Bedürfnisse des Lightpainters erfüllt. Zehn Helligkeitsstufen, mehrere verschiedene Strobe Modes mit veränderbarer Frequenz in der zuvor gewählten Helligkeit, Momentary Mode und Einzelblitzmodus. Und jeder Mode kann gespeichert werden und steht somit direkt nach dem Einschalten zur Verfügung. Besser geht es nicht. Die Anduril UI kann zwar auch Helligkeit und Frequenz der Strobe Modes verändern, aber der Mode wird nicht gespeichert. Eine direkte Verwendung ist nur im Momentary Mode möglich.

Die meisten Muggel Taschenlampen verfügen über drei bis fünf Helligkeitsstufen und Strobe. Für den normalen Einsatz genügt das völlig. Auch für Taschenlampen, die ich zur Ausleuchtung der Lightpainting Szene verwende, genügen einige (sinnvolle) Helligkeitsstufen, wenn diese gespeichert werden.

AKKUS UND LADEGERÄTE

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Man sollte nur Akkus von namhaften Herstellern verwenden. Der Strom sollte zur Taschenlampe passen, wie bereits oben erwähnt. Die Kapazität ist sicher auch ein Kaufargument, allerdings ist der Akku mit der höchsten erhältlichen Kapazität nicht unbedingt die beste Wahl. Oft können diese Zellen nur einen recht geringen Strom abgeben oder die Kapazität sinkt massiv wenn der Entladestrom steigt.

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Die einfachste Möglichkeit ist es, wenn die Taschenlampe über ein USB Ladeport verfügt. Man braucht kein Ladegerät und muss den Akku nicht aus der Taschenlampe nehmen. Einige Akkus verfügen über einen Ladeport. Das erspart zwar ebenfalls das Ladegerät, allerdings ist der Akku dann etwas länger und passt nicht mehr in alle Taschenlampen.

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Es gibt Universalladegeräte, wie das XSTAR VC4. In diesem lassen sich sowohl Lithium Akkus verschiedener Größen sowie NiMH Akkus laden, auch gleichzeitig. Die Ladekennlinie ist vernünftig, die Akkus werden schnell geladen ohne die Lebensdauer der Akkus unnötig zu verkürzen.

EMPFEHLUNGEN

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Ich mach’s kurz:

  • kleine EDC Taschenlampe – Lumintop Tool AA (14500, AA NiMH oder AA Batterie)
  • klassische EDC Taschenlampe – Convoy S2+ (18650 Akku) oder Fenix PD36R (21700 Akku inkl. Ladeport in der Taschenlampe)
  • Taschenlampe um Lichtspuren zu Malen – Lightpainters Taschenlampe von Light Painting Paradise
  • Taschenlampe zur Ausleuchtung – Emisar D18 (SST-20 mit 3000 oder 4000K High CRI LEDs) oder Fenix LR35R

Allzeit gutes Licht

Sven

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hans Roufflair

    Das entwickelt sich ja zum Kompendium. Schön dass ich das alles nochmal in Ruhe nachlesen kann und mir nicht alles merken muss wenn du mich mit Informationen überflutest während ich versuche eine Kamera einzuschalten oder meine Aquariumlichter zu positionieren. :-))) Danke für Deine Gedult und Informationen.

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