LIGHTPAINTING – DER VERSUCH EINER ERKLÄRUNG

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Mittlerweile beschreibt der Begriff Lightpainting alle möglichen Varianten der Arbeit mit choreografiertem Licht vor der Kamera, auch wenn das genau genommen nicht korrekt ist. In der ursprünglichen Bedeutung wurde mit dem Begriff Lightpainting ausschließlich das Bemalen mit Licht von in der Realität vorhandenen Gegenständen, Räumen, Landschaften usw. bezeichnet. Das Erzeugen von Lichtspuren bezeichnet man korrekterweise als Light Drawing, Light Writing, Light Calligraphy oder auch Light Graffiti. Auf viele Arbeitsweisen der verschiedenen Künstler lassen sich diese Begriffe aber mittlerweile kaum noch sinnvoll anwenden. Aus diesem Grund hat sich der Begriff Lightpainting als eine Art Oberbegriff durchgesetzt, auch wenn es sicherlich immer wieder verschiedene Interpretationen gibt und geben wird und ich den Oberbegriff „Light Art Photography“ für passender halte. Für mich beschreibt der Begriff Lightpainting die Arbeit mit bewegtem Licht vor der Kamera. Während einer einzelnen Belichtung werden Lichtspuren, welche der Lightpainting Künstler malt, sowie die gesteuerte Beleuchtung der Szene und unter Umständen noch weitere Bestandteile aufgenommen. Bildmontagen, Collagen oder auch retuschierte Bilder sind meines Erachtens nach kein Lightpainting. Das ist völlig emanzipiert von der Qualität des Ergebnisses. „Das ist einfach eine andere Sportart“, wie mein geschätzter Kollege Stepko gerne zu sagen pflegt. Ich will Kunstformen wie „Digital Art“ überhaupt nicht abwerten oder gar verteufeln. Aber das Eine hat mit dem Anderen soviel gemein wie Marathonlauf und Autorennen. Niemand bewundert einen Rennwagenpiloten wenn er gegen einen Läufer gewinnt. Und dem Läufer würde es nicht im Ansatz in den Sinn kommen gegen einen Rennwagen anzutreten.

Auch wenn viele Fotografen auf der Meinung beharren, dass nur das Ergebnis zählen würde, sind die meisten Lightpainter nicht dieser Meinung. Für sie ist die Arbeit mit bewegtem Licht vor der Kamera der wichtigste Aspekt und nicht das gute, schnelle, am Computer zusammen gebastelte Ergebnis. SOOC (Straight Out Of The Camera) ist für die meisten Lightpainter ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Im Idealfall ist das Bild nach dem Schließen des Verschlusses fertig und wird nicht am Computer bearbeitetet.

Ein Maler malt mit Pinsel und Farbe auf eine Leinwand bis das Bild fertig ist. Er digitalisiert nicht das halbfertige Bild, bearbeitet es dann am Computer bis es seinen Ansprüchen genügt und druckt es dann wieder aus. Der Grund für ein derartiges Vorgehen wäre in diesem Fall wahrscheinlich des Fehlen handwerklicher und künstlerischer Fähigkeiten. Andernfalls könnte er das Bild auch ohne derartige Tricksereien malen. Solch einen Maler wird wohl kaum jemand ernst nehmen, egal wie gut seine Fertigkeiten in der digitalen Bildbearbeitung und das endgültige Ergebnis dann auch sein mögen. Und genauso will ich als Lightpainting Künstler ernst genommen werden. Ich arbeite mit bewegtem Licht zwischen dem einmaligen Öffnen und Schließen des Verschlusses. Alles was im Ergebnis zu sehen ist passierte vor der Kamera in Echtzeit. Wenn das Lightpainting nicht gelungen ist, wird es wiederholt und nicht später im warmen Wohnzimmer auf komfortable Weise (nicht-destruktiv) korrigiert. Ich schiebe keine Einsen und Nullen am Computer hin und her um Kunstwerke zu erzeugen.