2000t STAHL UND ZWEI LIGHT PAINTER AUS BERLIN
10. November 2018, 12 Uhr – das Abenteuer beginnt. Gunnar, Dominic, Matti und ich beluden das schöne, große Auto und machten uns auf den Weg nach Hagenwerder. Wir hatten bei der Abfahrt keinen Plan was für Light Painting Bilder wir in dieser Nacht umsetzen werden. Wir wollten uns vom Bagger inspirieren lassen. Nach entspannter dreistündiger Fahrt standen wir vor dem Monster: 75 Meter lang, 48 Meter breit, 34 Meter hoch und 2000 Tonnen schwer. Die freundlichen Herren vom Verein bergbaulicher Zeitzeugen führten uns um und auf den Bagger. Spätestens nach der Führung war uns klar: das wird alles andere als einfach. Mehr als 3 Bilder werden wir wohl in dieser Nacht kaum zustande bringen. Gunnar erkundete das Gelände und das Monster dann erstmal mit seiner Drohne von oben. Eines seiner Ergebnisse seht ihr im Titelbild. Wir luden das Auto aus und stärkten uns an der leckeren Suppe, die der gute Danilo organisiert hatte. Als alle gestärkt waren fingen wir an, immer noch ohne klaren Plan.
LIGHT PAINTING NUMMER 1
Für das erste Bild stellte sich Danilo als unser Light Painting Model vor eines der 3 Raupen-Paare. Die Teile sind über 2 Meter hoch. Wir waren alle noch nicht so richtig warm, wir haben 4 Versuche für dieses Bild gebraucht. Die größte Schwierigkeit bestand darin ,diese riesengroßen Strukturen vernünftig auszuleuchten. Oben hinter den Fenstern hatten wir mehrere orangefarbene Led-Lampen platziert, diese blieben die ganze Zeit eingeschaltet. Hinter Danilo habe ich mit einer leistungsstarken E-Zigarette Dampf erzeugt und mit einer modifizierten Convoy S2 (10 Watt orange) das orange Licht gesetzt. Im Anschluss haben Gunnar und ich gleichzeitig mit je einer modifizierten Convoy S2 (10 Watt hellblau) den Bagger ausgeleuchtet. Die Belichtungszeit für diese Aufnahme betrug 212 Sekunden.
Der Himmel war sternenklar, der Bagger steht frei, es war windig. Nach diesem Bild konnten wir uns glücklicherweise im gut geheizten Aufenthaltsraum aufwärmen bevor es weiter ging.

LIGHT PAINTING NUMMER 2
Zuerst platzierten wir die roten Lampen im Führerhaus und machten eine Testaufnahme. Wir veränderten Position und Anzahl der Lampen, dann passte dieser Bildteil schon mal. In weiteren Testaufnahmen leuchteten Gunnar und ich das 9 Meter hohe Schaufelrad ein. Als auch dieser Teil passte kletterte unser Model Matti auf den Bagger. Das war nicht so einfach, der Weg dorthin ist ziemlich lang und es geht mehrfach hoch und wieder runter. Zuerst leuchtete ich Matti mit einer Taschenlampe ins Bild. Danach leuchtete ich mit der gleichen Lampe das Schaufelrad aus. Im letzten Schritt leuchtete Gunnar mit einer roten Lampe die Schaufeln und die Walze des Förderbandes aus. Das Licht im Führerhaus blieb wieder während der gesamten Performance eingeschaltet.S o langsam lief es besser. Für dieses Bild haben wir, abgesehen von den Testaufnahmen, nur drei Versuche gebraucht. Nach 10 Minuten war Matti erlöst und konnte wieder vom Bagger herunter klettern. Wir machten eine kurze Pause, dann ging es für Dominic, Matti und mich ganz nach oben.

LIGHT PAINTING NUMMER 3
Im Gepäck hatten wir, glücklicherweise genügend, Feuerwerkskörper. Gunnar startete seine Drohne. Der Plan war die Szene gleichzeitig mit der Drohne sowie einer Kamera vom Boden aus zu fotografieren. Der Wind ließ nur Belichtungszeiten von wenigen Sekunden mit der Drohne zu, nach 3 Sekunden waren die Bilder verwackelt. Das erste Bild ist die Ausnahme der Kamera am Boden. Während der Belichtung feuerte ich den Feuerwerkskörper ab und Gunnar leuchtete von unten den Bagger ins Bild. Wir haben die Aufnahme solange wiederholt bis die 6 Pyros alle waren. Der Weg nach unten war noch beschwerlicher als der Weg hoch. Gefühlt war es da oben 10 Grad kälter als am Boden. Von der Idee weitere Bilder oben auf dem Bagger zu machen verabschiedeten wir uns.
LIGHT PAINTING NUMMER 4
Neben dem Bagger haben die Jungs vom Verein noch einige andere schöne Sachen auf dem Gelände stehen, wie die feine grüne Krokodil Lokomotive. Matti hatte sich wieder aufgewärmt und stieg in den Führerstand der Lok. Sieht sehr professionell aus, oder? Das könnte daran liegen, dass der gute Matti im realen Leben das Ding vermutlich tatsächlich von der Stelle bewegen könnte. Jedenfalls gelingt ihm das mit Berliner U-Bahnfahrzeugen. Unser zweites Model Marlene war mittlerweile ebenfalls an unserem Abenteuerspielplatz eingetroffen und stellte sich mutig auf die Gleise. Wir platzierten 2 rote Lampen im Fahrerstand, dann leuchtete ich Marlene und Matti ein. Anschließend leuchtete ich die Lok ins Bild. Nachdem Dominic die Blende von 8 auf 16 geändert hatte zündete ich einen kleinen Feuerwerksvulkan und lief damit an den Rädern der Lok entlang. Nach 2 Versuchen war dieses Light Painting im Kasten. Wir machten dann noch weitere Light Paintings an der Lok, allerdings ist keines so gut geworden, dass ich es hier zeigen müsste. Aber so ist das nun mal im Light Painting, Fehlversuche, Ideen die nicht funktionieren, Models die frieren, Akku leer, … irgendwas ist immer. Wir waren trotzdem mehr als zufrieden mit unserer Ausbeute an Bildern. Es gibt auch Tage an denen einfach gar nichts gelingen will und wir ohne ein einziges vernünftiges Bild nach Hause fahren.

LIGHT PAINTING NUMMER 5
Einen der zwei letzten dicken Mehrfach-Röli feuerte ich in diesem Bild ab. Wir wollten die Dinger nicht wieder mit nach Hause nehmen. Und Feuerwerk macht Spaß, auch wenn das Bild nicht so gut wird. Hier stand ich mit dem Feuerwerk in der Hand als Model im Bild. Dominic leuchtete mich mit einer orangen Taschenlampe von vorne an. Gunnar bediente die Kameras und leuchtete mit einer hellblauen Taschenlampe den Bagger aus. Die Belichtungszeit betrug 106 Sekunden, zuerst bei Blende 16, als der Pyro abgebrannt war bei Blende 8. Nach diesem Light Painting waren alle durchgefroren und müde. Wir luden unsere Ausrüstung ins Auto. Nachdem wir uns von allen verabschiedet hatte traten wir unsere entspannte Heimreise an.

Während wir die oben gezeigten Light Painting Bilder umgesetzt haben kamen allen Beteiligten dutzende neue Ideen in den Kopf. Wir waren uns einig; wir kommen wieder.
Ich danke alle Beteiligten, ihr wart großartig! Mein besonderer Dank gilt Danilo für die perfekte Organisation und die Verpflegung, sowie dem Verein bergbaulicher Zeitzeugen für’s Aufschließen und das gemeinsame nächtliche Frieren am Bagger.
Den Artikel der Sächsischen Zeitung über unseren Besuch des Baggers findest Du hier: https://www.sz-online.de/nachrichten/leuchtender-bagger
Und zum Schluss noch das Video von Gunnar:
Allzeit gutes Licht und immer genug Pyrotechnik
Sven
Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn.
Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.