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Refraktografie

 

REFRAKTOGRAFIE – LIGHTPAINTING OHNE OBJEKTIV

Bei dieser fotografischen Technik wird ein Objekt, welches Licht brechen kann, vor der Kamera platziert und mit einem dünnen, hellen Lichtstrahl angeleuchtet. Der Sensor der Kamera nimmt dann diese Lichtbrechung auf. Hierbei wird die Kamera ohne Objektiv verwendet. Je nach verwendetem Material ergeben sich die unterschiedlichsten Formen. Durch Bewegung des Objektes vor der Kamera verändern sich Form, Größe und Helligkeit. 

Um ein ansehnliches Ergebnis auf den Sensor zu bekommen ist etwas Geduld und Fingerspitzengefühl nötig. Bei der kleinsten Bewegung ändert sich das Aussehen der Lichtfiguren oftmals schon sehr deutlich. Aber für verregnete Herbsttage ist das genau das Richtige wie ich finde. 



WAS BRAUCHE ICH DAFÜR?

Zuerst einmal eine Kamera mit Wechselobjektivsystem. Das Objektiv wird für diese Art der Fotografie entfernt. Die Kamera muss in der Lage sein auch ohne Objektiv auszulösen. Bei einigen Kameras ist der Auslöser blockiert wenn kein Objektiv angeschlossen ist. Ich verwende für diese Bilder entweder meine Nikon D750 oder D300s. Die Kamera sollte einen stabilen Stand haben, ein Stativ wäre also eine gute Idee. Als nächstes brauchst Du eine Taschenlampe. Für die Bilder in diesem Beitrag habe ich eine Taschenlampe mit ca. 800 Lumen benutzt. Dann brauchst du ein kleines Stück Pappe in der Größe des Lampenkopfes und etwas Gaffa-TapeUnd dann brauchst Du ein Objekt aus Glas oder Kunststoff welches Licht brechen kann. Für erste Versuche eignen sich Wein- oder Sektgläser gut.


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Für die meisten Bilder in diesem Beitrag habe ich Glasbruch verwendet. Durch die vielen Bruchkanten ergeben sich mehr Möglichkeiten als mit Weingläsern oder Ähnlichem. Darüber hinaus wird mit dem Glasbruch zuweilen ein „Regenbogen“ sichtbar. Mit intakten Gläsern gelang mir das bisher nicht. Die „Schärfe“ im Bild ist nach meinen Erfahrungen abhängig von der Qualität des Glases. Refraktografien von gutem, „sauberem“ Glas sehen meist besser aus als solche von billigem Pressglas, wenn mit diesem überhaupt etwas zu sehen ist. Mit Kunststoff habe ich bisher keine Versuche gewagt, theoretisch sollte das aber ebenfalls funktionieren. Wenn Du etwas Farbe ins Bild bringen willst brauchst Du noch ein paar kleine Stücken Farbfilterfolie.


WIE WIRD’S GEMACHT?

Die Kamera stellst Du mit dem Stativ auf deine Arbeitshöhe ein und richtest sie halbwegs gerade aus. Vor der Kamera befestigst Du dein Objekt aus Glas, am besten so, dass es sich leicht bewegen lässt. Alternativ kannst Du alles aber auch einfach auf den Tisch legen. In das kleine Stück Pappe stichst Du ein kleines Loch, so ca. 2 bis 3mm groß. Mit dem Gaffatape befestigst Du die Pappe am Lampenkopf. Die Lampe befestigst Du genau parallel zur Kamera, das Licht leuchtet also vorne an der Kamera vorbei und trifft genau auf das Objekt aus Glas. Der Abstand zwischen Lampe und Glas sollte je nach Helligkeit der Lampe zwischen 2 und 5 Metern liegen.


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Auf keinen Fall sollte das ganze Glas hell leuchten, wir wollen ja ausschließlich die Brechungsspuren des Lichtes aufnehmen und nicht das eigentliche Objekt. Du solltest nicht auf die Idee kommen einen Laser zu verwenden. Das Licht ist viel zu hell und es besteht die Gefahr, dass der Sensor Deiner Kamera dadurch Schaden nimmt. Jetzt schaltest Du den Live View der Kamera ein und bewegst das Objekt langsam und in kleinen Schritten vor der Kamera. Wenn Dir die Form gefällt machst Du die Aufnahme. Der ISO-Wert sollte zwischen 100 und 200 liegen. Mit der 800 Lumen Lampe aus 3 Metern Abstand liegt die Belichtungszeit dann bei ca. 1 Sekunde. Hier helfen aber eigentlich nur Probeaufnahmen. Solange man das Glas oder die Lampe nicht bewegt bleibt das Bild gleich. Die Zeit variiert zueilen recht stark weil die Eigenschaften der verschiedenen Gläser unterschiedliche helle Muster auf den Sensor malen.

Um etwas Farbe ins Bild zu bekommen scheidest Du schmale Streifen Farbfilterfolie zurecht. Diese hältst Du dann wahlweise zwischen Licht und Glas oder zwischen Glas und Kamera. Auch das erfordert etwas Fingerspitzengefühl, spätestens wenn man mehrere Farben in einem Bild verwenden will.


REFRAKTOGRAFIE IN KOMBINATION MIT ANDEREN LIGHTPAINTING ELEMENTEN

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Man kann natürlich beeindruckende Bilder ausschließlich mit Refraktografie erschaffen. Aber wie Du im Beispielbild sehen kannst lässt sich das auch gut mit Light Painting kombinieren. Hier habe ich zuerst wie oben beschrieben die Refraktografie aufgenommen, die Taschenlampe ausgeschaltet und das Objektiv an die Kamera angeschlossen, in diesem Fall ein Helios 44-2. Danach habe ich die Kamera vom Stativ abgenommen und Freihand  das Bokeh aufgenommen. Dazu habe ich ein Bündel schwarzer Glasfasern und eine Taschenlampe im Blitzmodus benutzt. Denkbar sind natürlich auch Kombinationen mit anderen Light Painting Elementen, der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Du solltest allerdings darauf achten auch nur kleinste Bewegungen des Stativs oder des Glases zu vermeiden damit du das Bild bei Bedarf reproduzieren kannst.

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Die Schwierigkeit liegt hier in der Planung. Man kann keine sichere Vorhersage treffen wie die Refractography aussehen wird und muss dann für das Light Painting improvisieren wenn man sieht welche Form die Refraktografie hat. Einzig die Farben kann man vorher bestimmen.

An dieser Stelle danke ich Rob Turney für seine Pionierarbeit. Ohne seine Bilder und seine Tutorials wäre ich vermutlich nie auf die Idee gekommen mich an der Refraktografie zu versuchen. 

http://robturneyvisuals.com/projects/refractograph/https://lightpaintingphotography.com/light-painting-tutorials/rob-turney-refractographs/

In diesem Sinne wünsche ich Dir allzeit gutes Licht.
Sven

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

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