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Light Painting Scanner

 

EINLEUCHTEN VON PERSONEN IM LIGHTPAINTING

Um ein Model im Light Painting sichtbar zu machen gibt es verschiedene Techniken. Einige davon stelle ich Dir in diesem Artikel vor.

In der Euphorie während der Arbeit an Deinem Light Painting soltest Du einige Aspekte berücksichtigen, die man schnell mal vergisst. Dein Model solltest Du immer genauso sorgfältig in Szene setzen wie in einer normalen Fotografie auch. Das ist zwar oft auf Grund der langen Belichtungszeiten schwierig, aber es funktioniert, wie im Bild zu sehen ist. Grundsätzlich solltest Du Deine Perfomance nicht unnötig in die Länge ziehen sobald ein Model Teil des Light Painting ist. Erkläre Deinem Model genau was Du vor hast. Und vor Allem, sag Deinem Model sofort Bescheid wenn die Aufnahme beendet ist und sie oder er sich bewegen dürfen. Einige Light Painter vergessen das gerne mal. 

METHODE EINS – DER BLITZ

Eine naheliegende Idee ist für viele Light Painting Einsteiger einfach einen Blitz zu verwenden um das Model ins Light Painting zu leuchten. Grundsätzlich funktioniert das natürlich, allerdings hat diese Methode auch einige Nachteile. Damit das vernünftig aussieht brauche ich einen leistungsstarken Blitz mit einem großen Lichtformer. Wenn ich das im Studio gerade rumzustehen habe kann ich das natürlich auch dort benutzen. Aber die dicke Blitzanlage zusätzlich zu dem ganzen Kram, den wir ohnehin schon dabei haben an eine Location zu schleppen wie die Burg- und Klosterruine Oybin aus dem Titelbild halte ich für keine gute Idee. Da bin ich schon K.O. bevor ich das erste Mal auf den Auslöser gedrückt habe. Mit kleinen Aufsteckblitzen gelingt meist keine vorteilhafte Beleuchtung des Models. Für andere Zwecke im Light Painting kann man die kleinen Dinger allerdings gut gebrauchen, beispielsweise um Bewegungen (in der Luft) einzufrieren. 

Was allerdings viel störender als Größe und Gewicht der Technik ist, ich leuchte fast immer ungewollt einen mehr oder weniger großen Bereich um das Model herum mit aus. Es ist fast unmöglich das Blitzlicht nur genau auf das Model zu bekommen. Je nach den Reflektionseigenschaften der Materialien in der Umgebung des Models kann diese Licht sehr störend im Light Painting Bild sein. 

Falls Du trotzdem versuchen willst mit dem Aufsteckblitz Dein Model einzuleuchten empfehle ich Dir die Verwendung einer Mini-Softbox wie dieser Mini Softbox rechteckig oder Mini Softbox Octagon. Die Dinger sind klein, leicht und sprengen kein großes Loch in den Geldbeutel. Außerdem kann man sie auch gut mit einer leistungsstarken Taschenlampe zur weichen Ausleuchtung einer Location verwenden. Und falls Du noch keinen Aufsteckblitz besitzt kann ich Dir den Yongnuo YN-560 empfehlen. Wir haben schon seit einigen Jahren mehrere im Einsatz. Bisher funktionieren alle ohne Probleme und vor Allem sind sie viel günstiger als die Blitze der Kamerahersteller mit ihren Mondpreisen.

METHODE ZWEI – DIE TASCHENLAMPE

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Als Light Painter hat man zwei Sachen immer dabei, Gaffa-Tape und mindestens eine Taschenlampe. Warum also nicht einfach das Model mit der Taschenlampe einleuchten? Mit ein wenig Übung sieht das dann auch viel besser aus als im Beispielbild aus unseren Anfangszeiten (das Bild ist von Anfang 2013). Diese Methode ist im Light Painting recht verbreitet. Ich brauche keine zusätzliche Ausrüstung und mit der Taschenlampe gelingt es recht einfach das Licht genau und ausschließlich auf das Model zu bekommen. 

Vorteilhaft ist hier eine fokussierbare Taschenlampe, dann gibt es nicht so viele Flecken auf dem Model wie im Beispielbild. Um tatsächlich eine schöne, homogene Beleuchtung des Models mit dieser Technik hinzubekommen ohne Teile der Umgebung mit ins Bild zu leuchten braucht man allerdings etwas Erfahrung und Übung.

Grundsätzlich sollte man besser nicht die Richtung aus der das Licht auf das Model trfifft ändern, Das sieht in den meisten Fällen nicht gut aus wenn das Licht mal von oben und mal von unten auf die Person trifft. Auf jeden Fall ist diese Methode für unser Model nicht besonders vorteilhaft. Die Ausleuchtung mit der Taschenlampe benötig mehr Zeit als der Blitz. Unser Model muss also längere Zeit absolut still in der Position bleiben. Bei vielen unbequemen Posen ist das kaum möglich ohne Geisterbilder im Bild zu haben weil sich das Model während des Einleuchtens bewegt hat.

METHODE DREI – DAS LIGHTPAINTING TOOL

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Two in one sozusagen. Mit dem Light Painting Tool, in diesem Fall einem Bündel schwarzer Glasfasern von Light Painting Paradise, habe ich hier gleichzeitig Erik eingeleuchtet und Lichtspuren ins Bild gemalt. Das hat den entscheidenen Vorteil, dass ich immer nur einen sehr kleinen Bereich ausleuchte. Wenn ich das Tool also von oben nach unten bewege kann das Model so viel blinzeln wie es will wenn ich an den Augen vorbei bin. Das wird im Bild nicht sichtbar sein. Man sollte allerdings darauf achten jede Stelle nur einmal zu beleuchten, ansonsten könnte es zu Geisterbildern kommen. 

Für diese Technik stecke ich immer eine leistungsstarke Taschenlampe in den Adapter. Die schwarzen Glasfasern schlucken recht viel Licht. Wenn man dann noch einen Farbfilter zwischen Lampe und Glasfasern befestigt geht noch mehr Licht verloren.

In letzter Zeit benutze ich fast ausschließlich meine neue Lieblingslampe, die Fenix PD36R, dafür. Mit dieser Lampe kann man sehr komfortabel auch mal kurz ins Bild blitzen in dem man den hinteren Schalter nur kurz antippt. Mit den allermeisten Taschenlampen funktioniert das entweder gar nicht oder die Lampe wechselt bei jedem Klick den Modus. 

Man kann auch mit anderen Tools, wie zum Beispiel Acryl-Blades, das Model beleuchten. Da bei solchen Tools das Licht nicht gebündelt an einer Stelle aus dem Tool austritt ist das allerdings recht schwierig umzusetzen, aber nicht unmöglich. 

METHODE VIER – DER SCANNER

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Im letzten Jahr haben Erik und ich das Bild aus unseren Anfangstagen wiederholt. Für das Light Painting habe ich die gleichen Tools wie damals benutzt, Acryl-Stäbe von Led Lenser V24 Lampen. Diese Lampen sind absoluter Plunder, um es mal vorsichtig auszudrücken, aber die Stäbe sind sehr ordentliche Light Painting Werkzeuge. 

Der entscheidende Unterschied zum alten Bild ist die viel bessere Ausleuchtung von Erik. Dieses Mal hatte ich einen Scanner verwendet. Dabei handelt es sich um eine sehr schmale Lichtquelle. Mit dieser wird dann das Model von oben nach unten, oder auch in anderen Richtungen,  „eingescannt“, genau wie bei einem Scanner. Die Vorteile liegen auf der Hand, wie bei der Technik im vorherigen Abschnitt wird immer nur ein sehr kleiner Bereich beleuchtet.

Wenn ich also mit dem Licht unterhalb des Kopfes angekommen bin kann das Model Grimassen schneiden bis der Arzt kommt, das ist im Bild nicht zu sehen weil dieser Teil bereits fertig ins Bild geleuchtet ist. Wichtig ist hierbei genauso wie im oberen Abschnitt, dass man jede Stelle nur einmal einleuchtet. 

Mit dem Scanner habe ich also eine gute Technik um das Licht genau auf das Model zu bringen ohne allzuviel von der Umgebung mit auszuleuchten. Ich kann die Lichtrichtung sehr einfach ändern indem ich den Scanner etwas kippe. Für das Model ist diese Technik eigentlich recht angenehm weil es nicht so lange absolut still halten muss. Allerdings war bei der recht großen Entfernung zwischen Erik und der Kamera das Licht des Scanners sehr hell. Das ist dann nicht ganz so einfach die Augen offen zu halten und in das helle Licht zu schauen. 

Unsere Scanner habe ich in den letzten Jahren immer weiter entwickelt. Angefangen hatte alles damit, dass ich den Lichtstrahl normaler Taschenlampen zu einem schmalen Streifen eingeengt hatte indem ich einfach ein Teil aus Pappe gebastelt hatte. Etwas später hat dann der geschätzte Pala Teth einen Scanner aus einem Aktenordner gebaut. Das ist eigentlich eine coole Idee, allerdings ist das recht groß und unhandlich.

Unser nächste Scanner bestand dann aus einem schmalen LED-Tagfahrlicht. Dieses habe ich in einen Kabelkanal eingeklebt und fertig war der Scanner 2.0. An das Tagfahrlicht kommt dann noch ein kleiner Controller damit man das brutal helle Licht dimmen kann und das Model nicht erblindet. Der ganze Spaß hat nicht einmal 10€ gekostet. Falls Du das Ding nachbauen willst sende ich Dir gerne Links zu den benötigten Teilen. 

Es geht aber auch viel einfacher; mit einer schmalen LED-Arbeitsleuchte. Wir benutzen aktuell zwei Varianten. Eine klapp- und drehbare Lampe und eine starre Lampe. Beide haben einen intergrierten Akku und lassen sich über den eingebauten USB-Anschlusse aufladen. Die Lampen kosten jeweils ca. 14€. Die Helligkeit lässt sich stufenlos regeln, die Lichtfarbe ist neutral. Um das Licht etwas mehr einzuschränken habe ich schmale Stücken Pappe an die Seiten geklebt, sie stehen ca. 3 cm über die Lampe hinaus. Das verringert die Gefahr, dass die Lampe selbst im Bild sichtbar wird wenn man recht steil von oben nach unten leuchtet. Die kurzen Seiten habe ich mit Gaffa-Tape zugeklebt an die Innenseiten habe ich Stücken einer Rettungsdecke geklebt damit nicht soviel Licht verloren geht.

Da der einzige Schalter die Lampe ein- und ausschaltet sowie die Helligkeit regelt habe ich zusätzlich einen kleinen Taster eingebaut. Ich stelle also zuerst die Helligkeit ein, mit dem Taster schalte ich den Scanner dann ein und beleuchte das Model. Wenn ich den Taster loslasse ist der Scanner sofort aus. Alternativ kann man natürlich auch die Kamera abdecken wenn man fertig mit dem Einscannen ist. 

An den Flügeln aus Pappe habe ich außen selbstklebendes Klettband befestigt. Die Gegenseite des Klettbandes kommt dann an passende Stücken Farbfilterfolie. Damit kann ich dann einfach die Farben, auch während des Light Painting wechseln oder auch mehrere Farben nebeneinander benutzen wie in den Bildern unten.

FAZIT

Je nach Situation kann jede der oben genannten Methoden Vorteile haben. Denkbar sind auch Kombinationen aus mehreren Methoden. Der Scanner ist zur Einleuchtung von Personen im Light Painting meist die beste Wahl. Die Bedienung ist einfach, Größe und Gewicht sind gering die Anschaffungskosten sind gering. Auch für andere Zwecke im Light Painting kann man den Scanner gut verwenden, um beispielsweise sauber bestimmte, kleinere Teile einzuleuchten. Es schadet allerdings auch nicht wenn man mit einer einfachen Taschenlampe etwas übt Perosnen einzuleuchten. Es könnte ja mal vorkommen, dass der Akku des Scanners leer ist oder das Highendteil aus China den Dienst verweigert. Dann kann man immer noch auf die alternative Technik zurückgreifen. 

Allzeit gutes Licht wünscht
Sven

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

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