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Farben im Lightpainting – Teil 1

KÜNSTLERISCHE UND ÄSTHETISCHE ASPEKTE DER FARBEN IM LIGHTPAINTING

In der Light Art Photography und im Light Painting lässt sich mit geeigneten Lampen und Farbfiltern (fast) jede Farbe in (fast) jeder gewünschten Sättigung und Helligkeit darstellen. Einige Light Painter sind oftmals versucht möglichst viele Farben in einem Bild darzustellen ohne sich offensichtlich der Wirkung der Farben auf das Auge des Betrachters und die Wirkung der Farben zueinander bewusst zu sein.

Auf der anderen Seite gibt es Light Painting Künstler die sehr konsequent mit Komplementärfarben arbeiten wie der geschätzte Pala Teth. Wenn man ausschließlich 2 Komplementärfarben im Bild benutzt kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Allerdings gefallen mir bestimmte Farben und/oder deren Sekundärfarben einfach nicht wie z.B. Violett und Grün.

Und wie bei vielen anderen Aspekten im Light Painting oder auch der Fotografie im Allgemeinen sollte man möglichst alle Regeln kennen um sie bewusst missachten zu können.

Mir ist durchaus klar, dass Menschen Farben unterschiedlich wahrnehmen. Der Farbkreis im Bild rechts hat sicher keine Allgemeingültigkeit. Es gibt bestimmt Menschen die andere Farbkombinationen als angenehm empfinden. Was aber sicher die meisten Betrachter unser Light Painting Bilder stört ist die Verwendung von vielen „starken“ Farben. Ich jedenfalls mag mir Bilder in denen kräftiges Rot, kräftiges Blau, kräftiges Grün und womöglich noch Gelb und Lila gleichzeitig verwendet wurden nicht so gern ansehen auch wenn sie ansonsten gut gestaltet sind.

MÖGLICHKEITEN FÜR DIE FARBGESTALTUNG IM LIGHTPAINTING

Ein Ansatz ist die Arbeit mit einer Farbe wie im Titelbild. Das Licht hat eine dem Kleid des bezaubernden Models sehr ähnlich Farbe. Wichtig bei dieser Art von Light Painting ist, dass man einen recht starken Helligkeitsverlauf im Bild hat. Ansonsten wirkt es sehr schnell platt und langweilig.

Der zweite Ansatz ist die schon oben erwähnte Arbeit mit Komplementärfarben. Im Bild unten ist das blaue Licht die Komplementärfarbe zum roten Kleid. Das Blau entspricht zwar nicht exakt der Farbe gegenüber Rot im Farbkreis, die Wirkung der beiden Farben zueinander ist aber trotzdem harmonisch. Der weiße äußere Teil stört die Wahrnehmung der Farben nicht. Weiß kann man immer gemeinsam mit allen Farben und Farbkombinationen im Light Painting verwenden ohne die Wirkung der Farben zu beeinflussen

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Schwieriger ist die Arbeit in Locations die eben nicht komplett schwarz sind wie z.B. im Kaufhaus Görlitz.

Zum Einen konnten wir gegen das Licht der Straßenbeleuchtung und des gegenüberliegenden Gebäudes welches durch die großen Fenster in das Kaufhaus schien nichts unternehmen. Dieses Licht mussten wir also ins Bild einbauen. Glücklicherweise war dieses Licht fast weiß.

Hier habe ich bewusst keine Komplementärfarbe zur Ausleuchtung des Raumes gewählt, sondern eine der „natürlichen“ Farbe der Säulen und des Fußbodens recht ähnliche.

Für das Kleid hätten wir jetzt mehrere Farben zur Auswahl gehabt. Entweder Rot wie der überwiegende Teil der Szene, Türkis als Komplementärfarbe zum Rot/Orange der Szene oder das letztendlich von uns benutzte Weiß.

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Beim zweiten Bild aus dem Kaufhaus hatte Marla einen anderen Ansatz. Sie benutzte die natürliche Farbe des Gebäudes durch Ausleuchtung mit einer weißen Lampe. Bei diesem Besuch des Kaufhauses waren die großen Werbeleuchten am Gebäude gegenüber ausgeschaltet (Danke nochmal dafür Danilo). Somit wurden die großen Fenster nur noch von den orangefarbenen Natriumdampflampen der Straßenbeleuchtung angestrahlt.

Als Komplementärfarbe zum vorhanden Licht benutzte sie dieses helle Blau für den Bereich über dem Model. Das grünliche Licht an den Flügeln ist eher ungewollt weil es von der Farbe des changierenden Stoffes verursacht wurde. Es passt von der Helligkeit und Sättigung her perfekt zum zarten Blau darüber.

Grundsätzlich werde ich meist ein wesentlich harmonischeres Bild als Ergebnis haben wenn ich die Anzahl der Farben im Light Painting auf 1 bis 2 begrenze. Vor allem wenn mein Hauptmotiv ein Model ist. Zu viele, zu grelle Farben würden nur vom eigentlichen Motiv ablenken.

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© Marla Singer

Wenn allerdings das Hauptmotiv eine Lichtfigur, wie z.B. ein Orb ist, auf den der Blick des Betrachters gezogen werden soll, kann man auch gerne mal tiefer in den Farbeimer greifen. Allerdings sollte man auch hier auf ein gutes Zusammenspiel der Farben achten, auch wenn es wie im Bild unten dann zwei Farben sind die im Farbkreis nicht gegenüber liegen. Hätte ich hier allerdings noch zusätzlich ein kräftiges Blau oder Lila verwendet wäre vielen Betrachtern wohl schwindelig geworden… oder übel.

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Es spricht absolut nichts gegen Experimente mit verschieden Farben. Es spricht nicht viel gegen die Verwendung von mehr als 2 Farben in einem Bild. Du solltest aber immer auf die Wirkung der Farben achten wenn der erste Moment der Freude über den perfekt gedrehten Orb vorbei ist. Versuche nur die Farben auf Dich wirken zu lassen egal wie gut das Bild ansonsten geworden ist. Den meisten Betrachtern ist der Aufwand für den perfekten Orb nämlich meist völlig Schnuppe, sie sehen das Bild als Ganzes mit all seinen Stärken und Schwächen.

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Ungeachtet der Verträglichkeit gilt es noch andere Aspekte bei der Wahl der Farben im Light Painting zu beachten. Es gibt, auf Grund der Wellenlänge, sehr schwierige Farben. Eine solch schwierige Farbe ist Blau. Blau „frisst“ die Schärfe und Tiefe im Bild. Blau brennt sehr schnell zu weiß aus. Im Bild oben sieht man das ganz gut unten und oben am Orb.

Tiefe hat diese Bild hauptsächlich durch den zusätzlichen Zoom-Effekt, und durch das Licht der Fenster. Auf die Schärfe kommt es bei diesem Bild eigentlich nur beim Orb an, durch den Zoom-Effekt ist ohnehin das Bild nicht durchgehend scharf.

Im Gegensatz dazu sind die langwelligen Farben, und Weiß, im Light Painting recht einfach zu steuern. Rot wird erst orange, dann gelb und erst dann weiß.

Das Thema des zweiten Teils wird dann die Bedeutung und die psychologische Wirkung auf den Menschen zum Thema haben. Bis dahin wünsche allzeit gutes Licht.

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hans Roufflair

    Wirklich gut beschrieben und mit schönen Fotos garniert. Macht Lust auf die anderen Teile. Danke für Deine Mühen und Zeit. Top

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