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Single exposure light painting, Model: Hans Roufflair

LIGHT PAINTING – BELEUCHTUNG DER LOCATION

GEKONNTE AUSLEUCHTUNG DER LIGHT PAINTING SZENE

Viele Light Painter, gerade Einsteiger, tun sich oftmals schwer mit der wirkungsvollen Ausleuchtung der Light Painting Szene. Mit dem richtigen Equipment und einigen Tricks und Kniffen gelingt auch Dir nach einiger Übung die saubere Ausleuchtung des großen Lost Places oder der Landschaft. In diesem Tutorial gebe ich Dir einige Tipps zur kreativen Arbeit mit bewegtem Licht und stelle Dir geeignete Taschenlampen vor. Dieses Tutorial richtet sich zwar in erster Linie an Anfänger, aber auch für den alten Hasen gibt es sicher noch etwas zu lernen.

Eines gleich vorweg, ferngesteuerte Pool Lampen oder ähnliche leistungsschwache Leuchtquellen sind völlig ungeeignet zur effektvollen, sauberen Ausleuchtung der Location. Diese Technik funktioniert ausschließlich in Kombination mit dem sogenannten „live composite“ der Olympus Kameras. In einer einzelnen Belichtung funktioniert die statische Beleuchtung mit derart schwachen Lichtquellen nicht zufriedenstellend. Einzig um kleine farbige Akzente zu setzen kann man solche Lampen einsetzen. Dessen ungeachtet nehme ich nicht so gerne unnötig viel Gepäck mit. Für die Ausleuchtung des Titelbildes habe ich zwei Taschenlampen verwendet, welche ich in der Hosentasche transportieren könnte.

Der Begriff Lightpainting bzw. Lichtmalerei beschreibt den flächigen Einsatz von Licht um in der Realität vorhandene Räume, Gegenstände, Landschaften oder auch Personen durch gezielte Beleuchtung für den Sensor der Kamera sichtbar zu machen. Das Zeichnen von Lichtspuren bezeichnet man als Light Drawing (zeichnen) oder auch Light Writing, Light Graffiti oder Light Calligraphy. Der eigentliche Oberbegriff für jegliche Arbeit mit choreografiertem Licht in der Fotografie, „Light Art Photography“ wird kaum gebraucht. Der Begriff „Light Painting“ hat sich als eine Art Oberbegriff durchgesetzt, obwohl dieser eigentlich nur einen Teil der kreativen Arbeit der Light Painting Künstler beschreibt. 


EQUIPMENT

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Benro TMA48CXL mit Markierung aus nachleuchtendem Material

 
  • Stativ zur Vermeidung von Verwacklungen während der Belichtung. Ohne stabilen Stand der Kamera gelingt kaum eine gute Light Painting Fotografie. Wir arbeiten oft mit Belichtungszeiten von mehreren Minuten.
  • Kamera mit der Möglichkeit Belichtungszeiten länger als 30 Sekunden zu steuern (Modus „bulb“ oder „time“).
  • Objektiv. Für die meisten Lightpainting Bilder setzen wir Brennweiten zwischen 12mm und 35mm (Kleinbildformat) ein.
  • Fernauslöser. Damit Du nicht im Modus „bulb“ mehrere Minuten den Auslöser gedrückt halten musst, ist ein arretierbarer Fernauslöser nötig.
  • Abdeckung für das Objektiv. Um das Objektiv während der Belichtung abdecken zu können, brauchst du eine blickdichte, dunkle Mütze. Mit dieser Technik ist es möglich, ungewollte Lichtspuren zu vermeiden.

KAMERAEINSTELLUNGEN

  • Belichtungsmodus manuell „M“. Blende und Belichtungszeit werden mit der Hand eingestellt.
  • Autofokus „Aus“ bzw. „M“. In der Dunkelheit funktioniert der Autofokus nicht (zuverlässig). Es wird manuell mithilfe der Funktion „live view“ fokussiert.
  • Aufnahmeformat „RAW“ oder „RAW + JPEG“. Gerade bei schwierigen Lichtsituationen kann man in der Bildbearbeitung aus dem unkomprimierten RAW-Bild bessere Resultate erzielen als aus dem komprimierten JPEG-Bild.
  • Alle anderen Automatikfunktionen der Kamera sind ausgeschaltet.
  • ISO sollte auf den kleinsten nativen Wert (100 oder 200) eingestellt werden um das Bildrauschen gering zu halten.
  • Die Blende sollte zuerst einmal nach gestalterischen Gesichtspunkten (Schärfentiefe) gewählt werden. In den meisten Light Painting Fotografien wähle ich eine Blende zwischen 5,6 und 11. Es empfiehlt sich, ausschließlich mit ganzen Blendenstufen zu arbeiten (2, 2,8, 4, 5,6, 8, 11, 16, 22).
  • Die Belichtungszeit wird gewöhnlich nicht vorgewählt. Es wird solange belichtet, bis das Light Painting fertig ist.

Nikon, D750, D300


TASCHENLAMPEN

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  • Flooder mit hohem Lichtstrom zur gleichmäßigen Beleuchtung großer Bereiche. Empfehlenswert sind hier die Emisar D18 (vierte von links im Bild). sowie die kleineren Emisar D4V2 (rechts daneben).
  • Taschenlampen mit Fokus-System sind nur bedingt zur Ausleuchtung geeignet. Die meisten dieser Taschenlampen, wie die Led Lenser X21R (oben im Bild), regeln einerseits die Helligkeit nach kurzer Zeit herunter und andererseits ist der Lichtkegel nicht sehr homogen. Die einzige wirklich gute Fokus-Taschenlampe ist die, leider nicht mehr erhältliche, Fenix FD65 (zweite von links im Bild).
  • EDC Taschenlampen sind zur Ausleuchtung kleinerer Bereiche meist gut geeignet. Diese beleuchten einen recht engen Bereich mit hoher Helligkeit und einen größeren Bereich um den hellen Spot in der Mitte mit geringerer Helligkeit. 
  • Thrower mit kleinem Abstrahlwinkel und somit großer Reichweite zur gezielten Beleuchtung weit entfernter Bereiche. (Noctigon DM11, vierte von rechts, grünes Gehäuse)
  • Bei der Wahl der richtigen Taschenlampe sollte man darüber hinaus auf einfache Bedienung sowie möglichst viele Helligkeitsstufen oder noch besser stufenlose Helligkeitsregelung (ramping) achten. Die Emisar Taschenlampen im Bild können entweder stufenlos oder wahlweise in 10 Stufen geregelt werden.

FARBEN

  • Farbilter aus Acryl. Diese sind hitzebeständiger als Folien.
  • Farbfilterfolie. Geeignet ist ausschließlich hitzebeständige Scheinwerferfolie. An Hochleistungstaschenlampen, wie der Fenix LR35R (10000 Lumen, dritte im Bild oben) oder der Emisar D18 (ebenfalls 10000 Lumen) verbrennt auch Scheinwerferfolie innerhalb einiger Sekunden. Bei der Verwendung von Folie zur Beleuchtung der Light Painting Kullisse sollte man unbedingt darauf achten, die Taschenlampe nicht in der höchsten Stufe zu betreiben.
  • Taschenlampen mit farbigen LEDs. Die einfachste und „sauberste“ Variante zur Ausleuchtung mit farbigem Licht. Erhältlich sind Convoy S2+ mit verschiedenen Emittern, wie rot, orange, blau, hellblau, grün und lila. Verbaut werden verschiedene LEDs, wie Osram, Cree oder Luminus. Erhältlich sind diese Taschenlampen im „Convoy Flashlight Store“ bei AliExpress. 

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DIREKTE BELEUCHTUNG DER LIGHT PAINTING SZENE

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Bei dieser Technik wird die Light Painting Szene direkt mit einer, oder auch mehreren Taschenlampen, beleuchtet. Im Bild oben habe ich, wie man sieht, die Pyramide direkt mit der Emisar D4K von vorne beleuchtet. Dabei blieb ich möglichst still stehen, ich bewegte nur die Hand mit der Taschenlampe kreisförmig um die gesamte Pyramide gleichmäßig auszuleuchten. Im zweiten Schritt bin ich dann zu den Bäumen links und rechts gelaufen und habe diese aus kurzem Abstand beleuchtet. Im letzten Schritt habe ich dann mit geringer Helligkeit den Vordergrund beleuchtet, damit dieser nicht komplett schwarz dargestellt wird. Der ISO Wert der Nikon D750 war bei 50. Der Blendenring am Laowa 12mm Objektiv stand auf 5,6. Die Taschenlampe war auf ca. 2000 Lumen geregelt. Die Belichtungszeit betrug 147 Sekunden. Die Pyramide von vorn habe ich für ca. 20 Sekunden beleuchtet. 

Diese Technik erfordert einige Übung und vor Allem Konzentration während des Light Painting. Die Bewegungen mit der Taschenlampe müssen gleichmäßig ausgeführt werden. Jede zu beleuchtende Stelle sollte mit der gleichen Menge Licht bemalt werden. Es empfiehlt sich langsam und überlegt zu arbeiten und nicht wild mit der Taschenlampe herumzufuchteln. 

In den meisten Fällen wird man sich als Light Painter selbst nicht ins Bild leuchten wollen, wie im Bild oben. Um zu verhindern, dass man während der Arbeit mit der Taschenlampe vor der Kamera sichtbar wird, sollte man unbedingt dunkle Kleidung ohne Reflektoren tragen. Darüber hinaus ist es wichtig immer in Bewegung zu bleiben und Schatten, die man während der Beleuchtung der Szene erzeugt hat, wegzuleuchten. Dazu werden die Schatten aus einer anderen Position beleuchtet. Es gilt unbedingt darauf zu achten, dass die Lichtquelle selbst nicht zu sehen ist. Die einfachste Variante ist es, mit dem eigenen Körper immer zwischen Kamera und Taschenlampe zu bleiben. Sollte das an einigen Stellen nicht möglich sein, deckt der Helfer das Objektiv ab. Im Anschluss bewegt man sich an die nächste Position. Wenn dann die Taschenlampe wieder mit dem eigenen Körper verdeckt ist, deckt der Helfer das Objektiv wieder auf. Alternativ könnte man natürlich auch die Taschenlampe aus- und wieder einschalten, allerdings ist es an den meisten Locations keine gute Idee in kompletter Dunkelheit herum zu laufen. Die Gefahr zu stürzen ist oft recht groß.

Zuerst sollte man immer die Relektionseigenschaften der verschiedenen Materialien am Aufnahmeort beurteilen. Helle Bildteile, mit hoher Reflektion werden dann kürzer beleuchtet als dunkle. In vielen Fällen helfen zur Beurteilung nur Testaufnahmen. Gerade bei der Arbeit mit farbigem Licht kann man das mit bloßem Auge kaum beurteilen. Der Sensor der Kamera wird beispielsweise von rotem Licht viel stärker angeregt als von weißem Licht. Auch wenn das rote Licht für den Light Painter sehr schwach erscheint, „sieht“ die Kamera das viel heller.

Die Ausleuchtung von einer Position hinter der Kamera bringt in den allermeisten Fällen keine guten Ergebnisse. Die ganze Szene wirkt flach, die Light Painting Fotografie hat keine Tiefe. Im Titelbild dieses Beitrages habe ich zuerst hinter unserem Model Hans in Richtung Kamera geleuchtet. Die Taschenlampe war vom Model verdeckt und ist somit nicht sichtbar. Im zweiten Schritt habe ich die Szene von vorne etwas aufgehellt.


INDIREKTE BELEUCHTUNG DER LIGHT PAINTING SZENE

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Electricity – Single exposure light painting

 

Bei der Beleuchtung heller, stark reflektierender Teile im Bild empfiehlt es sich, diese indirekt auszuleuchten. Hätte ich die hellgrauen Schaltschränke direkt mit blauem Licht beleuchtet wäre das Ergebnis sicher nicht annähernd so gut. Ich habe hier den Vordergrund indirekt über den Fußboden, die gegenüberliegende Wand und die Decke ausgeleuchtet. Wie man an den Schatten ganz links gut erkennen kann, kommt das meiste Licht über den Fußboden zu den Schaltschränken. In vielen Fällen ist es allerdings ratsam zusätzliche Schritte zur Ausleuchtung in das Bild zu integrieren. Im Bild oben war eine Taschenlampe im Schaltschrank platziert. Ich beleuchtete die Bereiche vor und hinter der Schaltanlage auf der rechten Seite mit hellblauem und warmweißen Licht in Richtung Kamera. Darüber hinaus beleuchten die Straßenlaternen die Szene durch die großen Fenster des Raumes von rechts und links. Die gesamte Ausleuchtung ist somit sehr komplex. Als Einsteiger solltest Du zuerst einmal einfachere Varianten umsetzen und aus Deinen Fehlern lernen bevor Du mehrere Techniken zur Ausleuchtung kombinierst.

Sollte am Aufnahmeort keine helle Wand, helle Decke oder kein heller Boden vorhanden sein, gelingt die indirekte Ausleuchtung mit einem großen Faltreflektor. Dieser wird mit der Taschenlampe beleuchtet und dann so ausgerichtet, dass er die Szene, oder auch nur Teile davon sauber und gleichmäßig beleuchtet. Diese Methode hat einige Vorteile. Man kann die Richtung, aus der das in indirekte Licht auf die Szene trifft ändern, und man kann sich natürlich mit dem Reflektor und der Taschenlampe an verschiedene Positionen bewegen. Somit sind der Kreativität bei der Beleuchtung der Szene kaum Grenzen gesetzt. Gerade in der Kombination mehrerer Techniken ergeben sich unendlich viele Möglichkeiten die Light Painting Szene auf spannende Weise darzustellen.



Ich hoffe, meine Tipps und Tricks sind hilfreich für Dich. Das Thema des nächsten Beitrages ist das Malen von Lichtspuren. https://www.lichtkunstfoto.de/light-painting-malen-von-lichtspuren/
Allzeit gutes Licht

Sven


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