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3D DRUCK IM LIGHT PAINTING – TEIL 1

LIGHT PAINTING TOOLS AUS DEM 3D DRUCKER

Vor fast einem Jahr hatte ich bereits einen Artikel zu diesem Thema verfasst. Diesen findest Du hier. https://www.lichtkunstfoto.de/light-painting-tools-aus-dem-3d-drucker/

Seitdem ist viel Filament durch meinen 3D Drucker gelaufen und ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln und Erkenntnisse gewinnen. Diese werde ich in diesem und einigen weiteren Beiträgen mit Dir teilen. In diesem ersten Teil werde ich die grundlegende Technik erklären und versuchen bei der Entscheidungsfindung behilflich zu sein, ob Du einen 3D Drucker anschaffen solltest oder eher nicht.

Mein erster 3D Drucker, ein Anycubic I3 Mega S, hat nach ca. 15 Monaten Dauerbetrieb den Geist aufgegeben. Um das Gerät wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen hätte ich fast so viel Geld ausgeben müssen wie der neue Drucker gekostet hat. Also habe ich einen Neuen angeschafft, einen Creality Ender 3 V2.

Und um die Frage aus der Überschrift gleich zu beantworten, ich möchte jedenfalls nicht mehr auf einen 3D Drucker verzichten. Im Bild siehst Du eine kleine Auswahl der Sachen, die ich bisher gedruckt habe: einen Backlight Scanner für die Fenix FD65, einen Deckel für die E-Zigarette (der schusselige Light Painter hat den originalen Deckel verloren), einen Halter für Farbfilter für die Fenix FD65 und eine Spule für EL-Wire. Auch jenseits des Light Painting hat mir der 3D Drucker shcon gute Dienste geleistet. Unter Anderem habe ich ein neues Gehäuse für den Autoschlüssel gedruckt weil das alte zerbrochen war. Der japanische KFZ-Dealer bevorratet nur den kompletten Schlüssel mitsamt Elektronik zu einem hohen zweistelligen Betrag,. Das Material für den Schlüssel hat gerade mal 15 Cent gekostet und dann hat die Maschine vielleicht noch für 6 Cent Strom verbraucht.


WIE FUNKTIONIERT EIN 3D DRUCKER?

Hier geht es auschließlich um FDM (Fused Deposition Modeling) Drucker, also solche die Material in Schichten zu einem Modell schmelzen. Zu allen anderen Druckverfahren kann ich nicht viel Erhellendes berichten weil ich bisher ausschließlich mit FDM Druckern gearbeitet habe. Für den Heimbereich wären dann noch Drucker mit flüssigen Druckmaterial, welches selektiv mit UV-Licht ausgehärtet wird, interessant (SLA, STL oder DLP). Alle anderen Druckverfahren sind für den Privatanwender eher ungeeignet.

Der klassische Aufbau eines FDM 3D Druckers ist bei den beiden Geräten im Bild unten gut zu erkennen. Das Druckbett bewegt sich in der Y-Achse, Der Druckkopf bewegt sich auf einer Schiene in der X-Achse, diese Schiene bewegt sich in der Z-Achse. Es gibt auch andere Konstruktionen, bei denen sich das gesamte Druckbett in der Z-Achse bewegt und der Druckkopf die Bewegungen in der X- und Y-Achse oder auch nur in der X-Achse übernimmt, oder Drucker wie den Anycubic Predator bei dem alle Bewegungen vom Druckkopf ausgeführt werden und das Druckbett fest ist.

Grundsätzlich ist das Funktionsprinzip aber immer gleich. Das Modell wird Schichtweise aufgebaut. Der Druckkopf „malt“ die erste Schicht Filament auf das Druckbett, fährt dann um die zuvor definierte Layerhöhe nach oben und schmilzt die zweite Schicht auf die erste. Dieser Vorgang wird bis zur endgültigen Höhe des zu druckenden Objektes wiederholt. Der Extruder (am Ender hinter der linken X-Achse) schiebt genau die richtige Menge Filament zur Druckdüse. Damit das präzise funktioniert sollte man den Extruder genau kallibrieren und die zum Filament passende Temperatur wählen. Wenn das Filament nicht schnell genug in der Düse schmilzt kommt es zum Stau und letztendlich landet zu wenig Filament auf dem Druckbett.

Damit der Druck vernünftig funktioniert ist ein absolut präzises Zusammenspiel vieler Faktoren nötig. Alle Bewegungen in alle Richtungen müssen auf den hundertstel Millimeter sitzen, die Menge des geförderten Filamentes muss genau zur Bewegungsgeschwindigkeit, zur Linienbreite und zur Layerhöhe passen. Die einzelnen Layer müssen haltbar miteinander verschmelzen damit das gedruckte Objekt stabil ist. Ist die Schmelztemperatur falsch gewählt oder durch unpräzise Bewegungen entstehen Lücken zwischen den Layern fällt das Objekt auseinander oder ist zumindest kaum mechanisch belastbar. Bei unpräzisen Bewegungen in der X- oder Y-Achse gibt es einen Versatz im Objekt, ab einer bestimmten Größe ist das Objekt dann unbrauchbar. Bei kleinerem Versatz sieht das dann eben nur nicht so gut aus.

Üblich sind Layerhöhen von 0,08 bis 0,3 Millimeter. Bei 0,3 Millimeter Layerhöhe hat das gedruckte Objekt meist eine recht ruppige Oberfläche. Bei diesen Maßen erkennt man schon, dass es um möglichst große Präzision geht. Wenn die Achsen oder auch andere Teile des Druckers nicht im Winkel oder lose sind, wenn bewegliche Teile nicht leichtgänging sind oder durch Schmutz oder Fremdkörper in ihrer Bewegung behindert werden geht der Druck schief.

Die meisten Maschinen verfügen über ein beheitztes Druckbett um die Haftung des Objektes auf dem Druckbett zu verbessern. Einige Materialien lassen sich ohne Heizung nicht verarbeiten, auf kaltem Untergrund haften sie nicht. Auch hier muss die Temperatur des Betts zum Filament passen. PETG hält kaum bei 50°C, das muss heißer sein. PLA fließt bei 80°C auf dem Bett weg. Zu heiß ist also auch nicht gut. Die Hersteller der Filamente geben Werte für die Temperatur des Bettes und der Druckdüse an. Man tappt also nicht völlig im Dunkeln, meist sind diese Werte zumindest ein guter Ausgangspunkt. 


KANN ICH EINEN 3D DRUCKER BETREIBEN?

Bevor man Geld zum Onlinehändler transferiert sollte man sich einige Gedanken machen ob man das Objekt der Begierde überhaupt betreiben kann und will. Ohne einen gewissen technischen Sachverstand, viel Geduld und Lehrgeld in Form von Fehldrucken wird das sehr schwierig. Neben dem eigentlichen Anschaffungspreis kommen Kosten für das Filament, Ersatzteile und einiges Anderes dazu. Aber zuerst sollte man über den Aufstellungsort des Druckers nachdenken. Alle 3D Drucker verursachen ein mehr oder weniger starkes Betriebsgeräusch. Einige Filamente entwickeln während des Druckens giftige Gase, andere Filamente stinken während des Schmelzens. Für’s Schlafzimmer ist ein 3D Drucker also ungeeignet. 


DER AUFSTELLUNGSORT

Der ideale Ort zum Betrieb eines 3D Druckers sollte folgende Anforderungen erfüllen:

  • Die Betriebsgeräusche sollten niemanden stören. Entweder hält sich in diesem Raum gewöhnlicherweise niemand auf oder der Drucker wird eingehaust um den Lärm zu minimieren. Daüber hinaus ist eine Dämmmatte unter dem Drucker sinnvoll.
  • Es sollte weder sehr kalt noch sehr warm sein. Im besten Fall beträgt die Raumtemperatur durchgängig 18 bis 22°C.
  • Der Raum sollte möglichst frei von Zugluft sein oder der Drucker wird in eine Einhausung gestellt.
  • Der Raum sollte möglichst frei von Staub sein.
  • Beim Druck von ABS oder anderen giftigen Filamenten ist eine ausreichende Lüftung notwendig.
  • Der Drucker sollte möglichst so aufgestellt werden, dass man leicht an allen Seiten Zugang hat damit man im Fehlerfall nicht erst mühsam die Einhausung abbauen muss oder Ähnliches.
  • Der Drucker sollte sauber mit einer Wasserwaage ausgerichtet werden. Im Idealfall ist schon der Untergrund in allen Richtungen gerade.

Zusätzlich sollte man noch Platz für einige Rollen Filament, Werkzeug und Ersatzteile einplanen. Und der Halter für die Filamentrolle muss auch irgendwo hin. Je nach Lage des Extruders links, rechts oder über dem Drucker.


DIE EIGENEN FÄHIGKEITEN

Um einen 3D Drucker dauerhaft betreiben zu können ist vor allem eines unabdingbar: Geduld. Wer vor, während oder nach dem Druck ungeduldig ist wird kaum zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Zuerst muss der Drucker justiert werden, von Zeit zu Zeit muss man einige Einstellarbeiten wiederholen. Das Druckobjekt muss so erstellt sein, dass man es auch (vernünftig) drucken kann. Die Einstellungen im Slicer, also der Software welche das Objekt in die Maschinensprache des Druckers übersetzt, müssen passen. Meist ist es keine gute Idee, schneller und „ruppiger“ zu drucken weil man das Druckobjekt möglichst schnell in den Händen halten bzw. benutzen will. Nach dem Druck muss man sich gedulden bis das Heizbett abgekühlt ist damit das Objekt ohne große Kraft abgenommen werden kann. Andernfalls besteht die Gefahr das Objekt, oder noch schlimmer, das Druckbett zu beschädigen.

Neben großer Geduld ist ein gewisser technischer Sachverstand sowie etwas handwerkliches Geschick nötig. Wenn man die Funktionsweise des eigenen 3D Druckers nicht versteht geilngt spätestens nach einiger Zeit kaum noch ein guter Druck. Man sollte nach einiger Einarbeitungszeit in der Lage sein anhand des Fehlerbildes im Druck die möglichen Fehlerursachen zu erkennen und diese dann auch beheben können. 

Im 3D Druck gibt es keine steile Lernkurve. Das nötige Wissen zum Betrieb eines 3D Druckers kann man sich nicht in einigen Tagen aneignen, auch wenn die meisten aktuellen Drucker „out of the box“ erstmal gute Ergebnisse abliefern. An jedem 3D Drucker gibt es viele empfindliche, bewegliche Teile. Meist sind diese nur gerade so stabil gefertigt wie unbedingt nötig. Einerseits um Kosten bei der Herstellung zu sparen, andererseits um die während des Drucks zu bewegende Masse möglichst gering zu halten. Darüber hinaus arbeitet der Drucker mit hohen Temperaturen. Beides verursacht einen recht hohen Verschleiß. Nach einiger Zeit müssen Bauteile gewartet oder ausgetauscht werden. Bei Geräten in der unteren Preisklasse kommt nicht der Monteur vorbei und repariert die Kiste. Das muss der geneigte Kunststoffschmelzer selbst erledigen. Der Vorteil ist, dass man bei jeder Reperatur besser versteht wie die Maschine funktioniert. Und weil eben recht häufig etwas kaputt geht sind die Kosten für Ersatzteile, vor Allem für weit verbreitete Geräte wie den Ender 3, sehr überschaubar. Mit Lieferschwierigkeiten muss man gewöhnlich nicht rechnen. Den neuen Extruder oder das neue Hotend schickt der Onlinehändler am nächsten Tag zu Dir nach Hause. 

Ob ein Druck wie geplant gelingt hängt von sehr vielen Faktoren ab. Konstruktion des Modells, Art und Qualität des Filaments, Levelling des Druckbetts, Reinigung des Druckbetts, Drucktemperatur, Druckgeschwindigkeit, Flow, Retract und dutzende weitere Einstellungen im Slicer. Nur wenn man das Zusammenspiel aller dieser Faktoren versteht gelingt dann irgendwann (fast) jeder Druck.  

Und ganz zu Anfang muss man erstmal mit einem CAD Programm das später zu druckende Teil konstruieren. Passende Light Painting Tools findet man gewöhnlich nicht als fertige Datei bei Thingiverse.


BEDARF AN GEDRUCKTEN TEILEN

Eine weitere wichtige Frage, die man sich vor der Anschaffung stellen sollte; muss ich die benötigten Light Painting Tools wirklich ausdrucken? Oder kann man die Sachen vielleicht auch einfach irgendwo kaufen? Selbst wenn die gekauften Tools ersteinmal teuer erscheinen sind die selbstgedruckten Sachen letztendlich oftmals kein Schnäppchen. Spätestens wenn man, gerade in der Anfangszeit, jedes Mal die halbe Spule als Fehldruck in die Tonne schmeißt. Vom enormen Zeitaufwand von der Erstellung des 3D Modells bis zum fertig gedruckten Teil will ich erst gar nicht reden. 


ZWISCHENFAZIT

  • Du kannst mit einem CAD Programm umgehen? Falls nicht scheust Du nicht den Aufwand Dich in CAD einzuarbeiten?
  • Du hast ein gutes technisches Verständnis und kannst die grundlegende Funktion einer Maschine verstehen wenn Du deren Innenleben siehst?
  • Du bist geduldig und gibst nicht beim ersten Problem entnervt auch? Lautes Fluchen ist ausdrücklich erlaubt. 😉
  • Du bist bereit Dir immer wieder neues Wissen zum Thema anzueignen?
  • Dir ist bewusst, dass Du mit jedem neuen Filament (fast) wieder von vorne anfangen musst?

Wenn Du alle Fragen ohne zu zögern mit Ja beantworten kannst hast Du wahrscheinlich längst einen 3D Drucker zu Hause. Wenn Du fast alle Fragen mit Ja beantworten und einen finanziellen Verlust von 200 bis 250€ verschmerzen kannst kauf Dir einen „einfachen“ 3D Drucker wie den Ender 3. Wenn Du alle Fragen mit Nein beantwortet hast kannst Du eigentlich aufhören diesen Artikel zu lesen.


WELCHEN 3D DRUCKER SOLLTE ICH KAUFEN?

Das aktuelle Angebot an den verschiedensten 3D Druckern ist fast unüberschaubar. Um den für die eigenen Bedürfnissse richtigen 3D Drucker zu finden ist es hilfreich über folgende Aspekte nachzudenken:


DAS BUDGET

Ich kann natürlich nur soviel Geld ausgeben wie ich im Moment zur Verfügung habe. Und ob jetzt der Profi-Drucker für 5000€ tatsächlich viel besssere Ergebnisse abliefert als ein Ender 3 für unter knapp 200€ ist fraglich. Ganz sicher wird das teure Profi-Modell langlebiger und robuster sein. Außerdem wird der Hersteller, im Gegensatz zur Low Budget Klitsche Creality, sehr um einen vernünftigen Support bemüht sein. Um Light Painting Tools zu drucken brauche ich allerdings kein Profigerät. Ich will mit dem Drucker nicht produktiv arbeiten und die gedruckten Teile verkaufen. Die untere Grenze ist meiner Meinung nach der bereits oben erwähnte Ender 3. Noch billigere Drucker halte ich nicht für empfehlenswert. Nach oben gibt es kaum Grenzen. Immernoch einer der besten 3D Drucker dürfte der Prusa I3 MK3S+ sein. Als Bausatz schickt Herr Prusa das Paket für 749€ zu dir nach Hause, fertig montiert kostet der Drucker 999€. Bestellen kann man den Prusa direkt auf der Homepage des Herstellers. Wenn Du oft mit mehreren Materialen gleichzeitig in einem Druck arbeiten willst ist das „Multi Material Upgrade“ einen Blick wert. Für 299€ wird dann der I3 mit bis zu fünf verschiedenen, oder natürlich auch gleichen, Filamenten automatisch beschickt. 


DER BAURAUM

Für den Druck von Light Painting Tools brauche ich keinen großen Bauraum. Und wenn ich dann doch mal etwas drucken will, was größer als der Bauraum ist, teile ich das Bauteil in der Software in mehrere Teile und füge diese nach dem Druck zusammen. Umso größer der Bauraum desto größer wird der ganze Drucker. Ich brauche also mehr Platz zum Aufstellen. Darüber hinaus wird die bewegte Masse größer. Somit kann man mit den meisten großen Druckern keine hohen Druckgeschwindigkeiten fahren. Die meisten gängigen 3D Drucker für den Heimbereich haben einen Bauraum von ca. 220 x 220 x 250mm. Wenn Du öfter größere Teile drucken willst wäre der Artillery Sidewinder X1 eine Überlegung wert. Dieser hat einen Bauraum von 300 x 300 x 400mm. In einschlägigen Tests schlug sich der Drucker gut, auch wenn ich selbst bisher keinen Sidewinder X1 live erleben konnte.


DRUCKMATERIALIEN

„Normale“ Filamente wie PLA oder PETG kann jeder 3D Drucker verarbeiten. Gerade mit PLA gelingt meist jeder Druck auf Anhieb, auch wenn die Drucktemperatur und einige andere Parameter nicht optimal eingestellt wurden. Andere Filamente stellen höhere Anforderungen an die Eigenschaften der Maschine und auch an den Benutzer. Um beispielsweise ABS drucken zu können sollte man den Drucker in eine Einhausung stellen weil ABS sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen und vor allem auf Zugluft reagiert. In diesem Fall löst sich das zu druckende Bauteil vom Druckbett und der Druck ist ein Fall für die Mülltonne.

Ebenfalls nicht ganz so einfach ist das, für den Einsatz im Light Painting gearde sehr interessante, Drucken von flexiblen Materialien. Die meisten einfachen Extruder der Einsteigergeräte können flexibles Material entweder gar nicht oder nur sehr unzuverlässig fördern. Das Material bleibt oftmals im Extruder klemmen oder wird an der Seite heraus geschoben. In den meisten Fällen lässt sich das durch den Austausch bzw. die Modifikation des Extruders beheben. Im Falle meines Ender 3 V2 habe ich ein sog. „TPU Mod“ ausgedruckt. Seitdem druckt die Maschine flexibles Filament genauso zuverlässig wie PLA oder PETG. Die Kosten für die Modifikation beschränkten sich auf die wenigen Cent für das Filament. Aber auch der Austausch des Extruders gegen einen „TPU-fähigen“ sprengt kein großes Loch in den Geldbeutel. Ein Umbau auf ein Direktextrudersystem wäre für flexible Filamente ebenfalls vorteilhaft. 

Einige, eher exotische, Filamente erfordern sehr hohe Druck- und Heizbetttemperaturen. Einige Drucker können diese hohen Temperaturen nicht bereitstellen. Nylon benötigt bis zu 265°C und Polycarbonat sogar 300°C Drucktemperatur. Mit einem Ender 3 mit Standard Hotend lassen sich maximal 260°C realisieren, auf Dauer würde ich allerdings nicht über 240°C gehen weil ansonsten irgendwann der Schlauch im Hotend schmilzt. Aber auch hier hilft ein Umbau. Mit einem Hotend, welches komplett aus Metall besteht, kann man dann auch die benötigten hohen Temperaturen steuern.


BAUSATZ ODER FERTIGGERÄT?

Beim oben erwähnten Prusa kann man sich aussuchen ob man ihn selbst zusammen baut oder die fertig montierte Maschine aus dem Karton nimmt. Bei den meisten anderen Modellen hat man diese Wahl nicht. Der Kauf eines (fast) fertig montierten 3D Druckers mag für viele Einsteiger verlockend klingen. Mich haben damals vor dem Kauf des ersten Druckers die ganzen Bausätze auch abgeschreckt. Aus heutiger Sicht würde ich jedem zum Kauf eines Bausatzes raten. Einerseits lernt man beim Aufbau etwas über die Funtkionsweise und hat dann später weniger Schwierigkeiten wenn man ein Bauteil austauschen muss. Andererseits sind die meisten, gerade die billigen, fast fertig vormontierten Geräte nicht unbedingt sauber zusammengebaut. Früher oder später muss man also das Teil noch mal genauer inspizieren und alle Schraubverbindung nachziehen usw.. 

Für die Montage des Creality Ender 3 V2 habe ich ca. 1,5 Stunden benötigt. Ich habe nicht gehetzt und nebenbei Kaffee getrunken und ein Zigarette geraucht. Mehr als 3 Stunden wird wohl auch ein Einsteiger nicht zur Montage brauchen, auch wenn die beiliegende Anleitung nicht sehr brauchbar ist. Es gibt bei Youtube einige gute Videos zur Montage. Wenn Du also nicht weiter kommst hilft es sicher wenn Du Dir eines dieser Videos ansiehst. Zur Montage und Inbetriebnahme werde ich demnächst einen gesonderten Artikel schreiben.


SUPPORT UND COMMUNITY

Ein nicht so sehr verbreitetes oder nagelneues Modell sollte man als Einsteiger eher nicht kaufen, egal wie gut das Angebot erst einmal erscheinen mag. Es gibt kaum brauchbare Informationen und Hilfestellungen zu Inbetriebnahme und Betrieb. Im Fehlerfall findet man kaum eine vernünftige Lösung. Außerdem ist die Versorgung mit Ersatzteilen für solche seltenen Drucker schwieriger und kostspieliger. 

Für die Drucker, die seit langer Zeit gebaut werden und zu tausenden in irgendwelchen Kellern stehen und vor sich hinwerkeln ist die Situation ganz anders. Da gibt es das neue Hotend und den neuen Extruder an jeder digitalen Straßenecke für den schmalen Taler. In etlichen Foren und Facebook Gruppen findet sich meist sofort eine Lösung wenn die Maschine Zicken macht. Allerdings sollte man nicht sofort blind die erste präsentierte Lösung umsetzen. In diesen Gruppen sind auch einige Wichtigtuer unterwegs, die nicht unbedingt den besten Plan haben. Vor Allem sollte man immer im Hinterkopf haben, dass man ziemlich alleine in diesen Communities ist wenn man keinen Zeirrat oder lustige Tuningteile für den Drucker selbst druckt. Wer einen 3D Drucker produktiv einsetzt und Funktionsteile druckt kauft meist kein 200€ Einsteigergerät, außer der Light Painter, der eben nicht jedes Teil 100 Mal innerhalb von 3 Tagen ausdrucken will.


TECHNISCHE ASPEKTE UND QUALITÄT

Alle 3D Drucker unter 500€ haben irgendwelche Schwachstellen, die früher oder später das Druckergebnis verschlechtern oder die ganze Maschine lahmlegen. Der Mann aus Fernost verkauft die Geräte nicht deshalb so billig weil er der heilige Samariter ist sondern weil er beim Materialeinsatz spart wo es nur geht. Bei vielen der „Sollbruchstellen“ ist die Reperatur schnell und billig erledigt. Bei anderen Schwachstellen wird das dann doch etwas aufwändiger und teurer. Ein neues Heizbett beispielsweise kostet 30 bis 40€, der Austausch ist aber auch hier schnell erledigt. Der Wechsel des Mainboards oder Netzteil kann je nach Druckermodell schon einige Stunden Arbeit kosten.

Je nach Konstruktion und Qualität der Führungen und Lager lassen die 3D Drucker unterschiedlich hohe Druckgeschwindikeiten zu. Die Unterschiede sind zum Teil gewaltig. Beim Snapmaker A350 klingen die Steppertreiber als würden sie gleich explodieren wenn man mit 50mm/s druckt und besonders gut sind die Ergebnisse dann auch nicht mehr. Der Ender 3 V2 gibt selbst bei 120mm/s kaum ein hörbares Geräusch von sich, die Druckqualität ist, je nach Filament nicht sichtbar schlechter als bei 60 oder 80mm/s. Creality gibt die maximale Druckgeschwindigkeit für den Ender mit 150 mm/s an, also dreimal so schnell wie beim großen Snapmaker. Bei gleicher Layerhöhe und Linienbreite braucht der Snapmaker also ungefähr die dreifache Zeit um das gleiche Objekt auf das Druckbett zu schmelzen. Und da selbst recht kleine Objekte mehrere Stunden Druckzeit brauchen sollte man vor der Anschaffung auch auf diesen Aspekt achten. Eine Verkürzung von 30 auf 10 Stunden Druckzeit ist schon verlockend, oder?

Welche Art Druckbett verbaut ist könnte ebenfalls wichtig sein, je nachdem welches Material man hauptsächlich drucken will. Auf einem Glasbett haften die meisten Filamente gut und lassen sich nach dem Druck gut lösen. Viele Benutzer berichten über Beulen im Druckbett. In den meisten Fällen liegt die Ursache dafür beim Benutzer. In seltenen Fällen hat die Glasplatte, oder das darunter liegende Aluminium-Heizbett, in der Mitte eine leichte Vertiefung auch wenn man sie richtig montiert und gelevelt hat. Dagegen hift meist ein Stück Alufolie, welches man in der Mitte zwischen Heizbett und Glasplatte platziert. Die Haftung von einigen Filamenten wie PETG oder ABS ist auf Glasplatten nicht ganz so gut. Gute Erfahrungen habe ich mit FR4 und Pertinax gemacht, wobei Pertinax schneller an Haftfähigkeit verliert und häufiger angschliffen werden muss. Aktuell drucke ich mit dem Ender auf eine 2mm FR4 Platte. Alle von mir verwendeten Materialien haften gut und lassen sich nach dem Abkühlen ohne großen Kraftaufwand oder Werkzeug lösen. Im idealfall steht das Bauteil nach dem Abkühlen lose auf dem Druckbett. Von magnetischen Druckplatten halte ich perönlich nicht sehr viel. Einerseits ist mir nicht so recht klar warum ich das Druckbett überhaupt abnehmen soll, andererseits ist die Haftung, gerade bei flexiblen Filament sehr stark. Es besteht die Gefahr beim Abnehmen mit dem Spachtel die Folie der Platte zu beschädigen. 

Die meisten anderen Parameter oder Ausstattungsmerkmale sind eher zweitrangig. Ob die Maschine nun einen Filamentsensor hat oder nicht ist mir völlig Schnuppe. Dieses Feature habe ich noch nie gebraucht. Und als dann beim Anycubic tatsächlich einmal während des Drucks die Spule leer war hat der Sensor das nicht bemerkt. Die Spule kommt vorher auf die Waage wenn ich mir unsicher bin ob das Filament noch reicht. Der Slicer rechnet die benötigte Materialmenge auf zwei Stellen hinter dem Komma aus. Die Reste hebe ich entweder für kleinere Teile auf oder ich rechne aus wann die Spule leer ist und Wechsel das Filament dann während des Drucks. 

Ebensowenig brauche ich ein automatisches Mesh-Levelling, obwohl mit dieser Methode eigentlich genau gar nichts gelevelt wird. Der Snapmaker lässt sich ausschließlich per Software „leveln“, das Druckbett ist nicht verstellbar. Im Automatikmodus funktioniert das nicht zufriedenstellend, zuweilen sind „Beulen“ oder „Löcher“ im Durckbett. Und umso weniger Firlefanz angebaut ist desto weniger kann kaputt gehen. Und in den meisten Fällen kann man den Firlefanz recht problemlos nachrüsten wenn man meint das zu brauchen.

Beide Teile wurden mit der selben Filamentrolle gedruckt. Die Druck- und Betttemperatur, der Flow, die Steuerung des Bauteillüfters und alle anderen Parameter für das Filament waren identisch. Einzig die Druckgeschwindigkeit war unterschiedlich. Im ersten Bild betrug diese 40 mm/s im zweiten 120mm/s. Das Teil in Bild 1 hat der Snapmaker geschmolzen, das Teil in Bild 2 der Ender 3 V2. 


FAZIT

Den Ender 3 V2 kann ich fast uneingeschränkt empfehlen. Die Druckergebnisse sind sehr gut, die Maschine arbeitet sehr schnell und leise. Alle Ersatzetile sind leicht erhältlich und kosten kein Vermögen. Es gibt eine sehr große Community. Bei Problemen findet man schnell eine Lösung. Ob man jetzt den Mehrpreis für den V2 ausgeben will ist eher Geschmackssache. Die wichtigen Unterschiede zum einfachen Ender 3 sind das bessere Netzteil und das 32 Bit Mainbaord. Die klemmende Schublade ist ganz nützlich um ein paar Kekse zu verstauen. Das geänderte Gehäuse des Hotends ist eher ärgerlich. Beim ersten Abschrauben ist die eingepresste Mutter aus dem dünnen Kunststoff gebrochen. Nach 1,5 Stunden hatte der Ender ein neues, stabileres Gehäuse gedruckt. 

Der Anycubic I3 Mega S kann nicht ganz mit dem Ender 3 mithalten. Die Konstruktion aus Stahlblechen ist nicht so stabil und verwindungssteif wie die Alu-Profile das Ender. Darüber hinaus hat der Anycubic einige Schwachstellen. Beispielsweise bricht gerne das Kabel für das Heizbett. Dieses hatte ich dann gegen feinflexibles Lautsprecherkabel ausgetauscht. Die Druckergebnisse mit dem Anycubic sind gut, allerdings lassen sich nicht so hohe Geschwindigkeiten fahren wie beim Ender, bei 100mm/s ist Schluss und die Ergebnissse sind bei dieser Geschwindigkeit in den meisten Fällen sichtbar schlechter als bei der „Standardgeschwindigkeit“ 60mm/s. Auch diese Maschine ist weit verbreitet und wird von einer großen Community betreut.

Bei diesen beiden Geräten dürfte es sich um die am meisten verkauften 3D Drucker handeln, und das hat sicher seinen Grund. Neben dem günstigen Anschaffungspreis sprechen gute Druckergebnisse „out of the box“ sowie die großen, aktiven Commnities für den Kauf eines dieser Geräte. Auch mit dem Prusa I3 macht man ganz bestimmt nicht viel falsch, auch wenn man tiefer in die Tasche greifen muss. Auch andere Geräte der oben genannten Hersteller, wie der Ender 5 oder der CR10 mit seinem großen Bauraum, sind sicher eine Überlegung wert. Diese werden ebenfalls schon lange gebaut und sind somit ausgereift und weit verbreitet. 

Vom Snapmaker mit dem Haupteinsatzgebiet 3D Druck kann ich nur abraten. Diese Maschine liefert nur bei, im Vergleich zu den Druckern von oben, sehr geringer Druckgeschwindigkeit brauchbare Ergebnisse ab. Ich benutze den Snapmaker fast auschließlich als CNC Fräse oder mit dem Laser. Hier liefert die Maschine wirklich gute Ergebnisse ab, auch wenn eine „richtige“ CNC Maschine sicher besser und schneller arbeitet, ist das für meine Anforderungen absolut ausreichend. 

Ich hoffe, dieser Artikel war hilfreich für Dich und hat Dich nicht noch mehr verwirrt. Der nächste Artikel über Montage und Einreichtung des neuen 3D Druckers folgt in Kürze. 

Allzeit genug Filament auf der Spule
Sven

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

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