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Lightpainting mit Altglas

LIGHTPAINTING MIT ALTEN OBJEKTIVEN

Die allermeisten neueren Objektive sind auf die bestmögliche Abbildungsqualität optimiert und vollgestopft mit Elektronik, zumindest die etwas besseren und teureren. Sie haben eine hohe Auflösung, die Helligkeit ist im gesamten Bild annähernd gleich,  sie sind relativ unempfindlich für Gegenlicht usw.. Was den neuen Hightech Linsen allerdings meist fehlt ist Charakter, genau wie der Fotografie im Allgemeinen immer mehr die Seele verloren geht. Da zählt die höchste Auflösung und das ausgefeilte Post Processing mehr als das eigentliche Bild. Viele Fotografen verlieren immer mehr den Blick für das Wesentliche und konzentrieren sich bei ihrer Arbeit hauptsächlich auf irgendwelche technischen Parametern und das Zählen der Pixel. Manchmal gibt es allerdings auch noch den ein oder anderen Lichtblick wie das World Press Photo 2015Dieses Bild ist „technisch“ eine Katastrophe, unscharf, verrauscht, der Kopf des Protagonisten angeschnitten usw. Allerdings nimmt dieses Bild trotz, oder vielleicht sogar wegen der technischen Mängel, den Betrachter sofort mit in die Szene und in das Thema. 

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Bei der Arbeit mit alten, „unperfekten“, manuellen Festbrennweiten gelingt es oftmals viel einfacher sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Für ein gutes Bild braucht man keine 50 Megapixel. Für ein gutes Bild braucht man kein Objektiv mit einer Auflösung von 85 lp/mm. Für ein gutes Bild braucht man kein ausgefeiltes Post Processing.  Für ein gutes Bild braucht man eine gute Idee und gutes Licht… und manchmal ein wenig Glück. Es ist für 99,99999% aller Bilder völlig egal ob das Objektiv bei offener Blende bis in die Ecken scharf abbildet und keine Vignette zeigt. Was gibt es denn in den Ecken der allermeisten Bilder Wichtiges zu sehen? Genau, gar nichts. Durch Unschärfe und Vignette wird der Blick des Betrachters auf das eigentliche Motiv, welches meist eher in der Bildmitte ist, gelenkt.

Wozu brauch ich im Jahr 2019 Objektive mit Blende f1,8 oder sogar noch größer?  In der analogen Fotografie hatten solche Objektive in vielen Bereichen, wie zum Beispiel der Konzertfotografie, ihre Daseinsberechtigung. Da konnte ich dann anstatt des sehr grobkörnigen Films mit ISO 3200 den gefälligeren Film mit ISO 800 in die Kamera einlegen. Und auch an den ersten digitalen Kameras waren sehr lichtstarke Objektive noch nützlich. Da war nämlich meist bei ISO 3200 Schluss und die Bilder mit ISO 3200 waren oft aufgrund des starken Bildrauschens unbrauchbar. Aber heutzutage sind lichtstarke Objektive eigentlich unnötig. Mit der Nikon D750 kann ich mit ISO Werten von 6400 oder auch noch höher sehr brauchbare Bilder aufnehmen. Durch den hohen Dynamikumfang moderner Sensoren kann man darüber hinaus auch noch sehr viele zunächst unsichtbare Informationen während des Post Processing aus dem RAW-Bild heraus kitzeln.

Ach ja, da war ja noch was… „Freistellen“. Portraits, die mit einer 85 mm Linse bei f1,4 aufgenommen wurden gefallen allerdings meist nur dem Besitzer der teuren Linse. Der normale Betrachter findet das Portrait besser wenn nicht nur die Wimpern des linken Auges der hübschen Dame scharf abgebildet werden. Und, um die Dame vor dem Hintergrund freizustellen genügt bei 85 mm Brennweite Blende f2,8 ganz locker. Aber f1,4 klingt natürlich ähnlich beeindruckend wie eine Leistung von 500 PS im Personenkraftwagen. Aber letztendlich bin ich mit dem 190 PS Toyota meist genauso schnell am Ziel wie der Porsche wenn ich 300 Kilometer durch Deutschland fahre. 

Einzig in der Astrofotografie kann man dann mit der größeren Blendenöffnung trotz sehr hoher ISO-Werte vielleicht noch den ein oder anderen Himmelskörper mehr auf den Sensor bannen als mit f2,8. 

Im Light Painting brauche ich ohnehin keine Objektive mit f1,8 oder f1,4. Da wäre bei den allermeisten Bildern die Gefahr viel zu groß, dass die Lichtspur ausbrennt. Bei den meisten unserer Light Painting Bilder steht der Blendenring auf Werten zwischen 5,6 und 16.  Manchmal öffne ich am Ende der Performance die Blende auf 2,8 oder auch 2 um schwaches Restlicht in relativ kurzer Zeit mit aufzunehmen. 


„ANALOGE“ OBJEKTIVE AN DIGITALEN KAMERAS

Wenn ich jedes mal 1 Euro für den Spruch „Ein altes analoges Objektiv kann man an der Digitalkamera nicht verwenden“ bekommen hätte, wäre ich reich, sehr reich. Dass der Verkäuferdarsteller im blöd ist geil Laden solche Unwahrheiten verbreitet ist ja die eine Sache, der will schließlich etwas verkaufen und dem ist das meist auch völlig Schnuppe ob der beglückte Kunde nächste Woche wiederkommt. Wenn allerdings Fachverkäufer im Fotofachgeschäft so etwas von sich geben und der angehende ambitionierte Hobby-Fotograf das glaubt und nachplappert finde ich das sehr bedenklich. 

Auch ohne Abitur-Leistungskurs Physik dürfte wohl jedem klar sein, dass ein Objektiv immer analog ist. Vorne fällt Licht ein, hinten kommt es wieder raus. Im Weg, den das Licht zurücklegt, liegt ausschließlich Glas, egal wie viel elektronischer Schnickschnack ansonsten im Gehäuse des Objektivs verbaut ist. Fast jedes Objektiv lässt sich an fast jeder digitalen Kamera mit der Möglichkeit zum Wechsel des Objektivs benutzen. In manchen Fällen ist das ganz einfach, zuweilen etwas schwieriger. 

Einzig auf den Autofokus muss ich bei den ganz alten Linsen verzichten. Mir fällt das nicht sonderlich schwer. Die wenigsten Objektive in meinem Fotorucksack verfügen über einen Autofokus, auch neue Objektive wie das Laowa 12/2,8, das 8mm Fisheye oder das Samyang 14/2,8 werden komplett manuell gebaut. Auch Hersteller sehr hochwertiger Objektive wie Zeiss bauen fast alle Objektive auch heute noch ohne Autofokus. Der Grund dafür ist sicher nicht an den Produktionskosten zu sparen. In sehr vielen Situationen funktioniert der Autofokus eben nicht so zuverlässig wie die Fokussierung mit der Hand. Wenn ich manuell fokussiere konzentriere ich mich viel mehr auf die Arbeit, ich werde vom Knipser zum Fotograf.

Außerdem begann meine Karriere als Fotograf vor der Erfindung des Autofokus. Und selbst nach der weiten Verbreitung dieser Funktion in den 1980er Jahre benutzte ich die alten Kameras und Objektive weiter. Wer allerdings bisher ausschließlich mit Autofokus gearbeitet hat dürfte sicher einige Zeit zum Üben benötigen um auch ohne automatische Fokussierung schnell und präzise scharf zu stellen. 

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OBJEKTIVE MIT DEM GLEICHEN ANSCHLUSS

Das Nikon F-Bajonett wurde 1969 eingeführt und seitdem, von der Einführung elektronischer Verbindungen zwischen Kamera und Objektiv abgesehen, nicht verändert. Jedes Objektiv mit F-Bajonett kann ich also an die neue D750 stecken, egal ob die Linse ebenfalls neu oder 50 Jahre alt ist. Durch die fehlenden elektrischen Kontakte des Objektivs von 1972 funktionieren einige Dinge, wie zum Beispiel die Übertragung der Daten zur eingestellten Blende und zur Entfernung zum Motiv, nicht. Ebenso fehlt die Möglichkeit die Blende elektronisch über die Kamera zu steuern. Gerade für die Arbeit im Light Painting spielt das allerdings keine Rolle weil die Kamera ohnehin im manuellen Modus betrieben wird. Ich stelle die passende Blende am Blendenring des Objektivs ein, fokussiere mit der Funktion Live View manuell und die Belichtung steht auf „bulb“ oder „time“. Auch die Anschlüsse anderer Kameras wurden vor vielen Jahren eingeführt, das L-Bajonett von Canon zum Beispiel im Jahr 1984. Auch hier gibt es also eine große Auswahl an alten, gebrauchten, preisgünstigen Objektiven. Sehr viele alte Objektive wurden komplett aus Metall hergestellt und sind von ausgezeichneter mechanischer Qualität. Ein russisches Objektiv aus den 1970er Jahren wird mechanisch bei halbwegs pfleglichem Umgang noch weitere 30 Jahre seinen Dienst versehen. 

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Von links oben nach rechts unten: Soligor 135mm/f2,8 Nikon F – Meyer Optik Görlitz Figmentum 85mm/f2 Nikon F – Meyer Optik Görlitz Figmentum 35mm/f2 Nikon F – Helios 44-2 58mm/f2 M42 – Pentacon 29mm/f2,8 Exa – Mir 1b 37mm/f2,8 M42 – Soligor 25mm/f2,8 Nikon F – Meyer Optik Görlitz Lydith 30mm/f3,5 M42 – Helios 44-2 58mm/f2 (modifiziert) M42

OBJEKTIVE MIT FREMDANSCHLUSS

An Systeme wie Sony E oder auch dem neuen Nikon Z ist es recht einfach auch fremde Objektive mithilfe eines passenden Adapters anzuschließen. Bei Nikon F wird es wegen des geringen Auflagemasses etwas schwieriger. Unmöglich ist aber die Adaptierung von Altglas auch hier nicht. Um mit dem Fremd-Objektiv bis Unendlich fokussieren zu können benötigt man einen Adapter mit Korrekturlinse. Das ist nicht besonders elegant und mit einigen Einschränkungen verbunden. Je nach verwendeter Brennweite kann ich dann zwar bis Unendlich fokussieren aber es verändert sich die Nahstellgrenze. Wenn es auf die Beibehaltung der Nahstellgrenze ankommt empfiehlt es sich einen Adapter ohne Korrekturlinse zu verwenden.

Für fast alle aktuell verwendeten Anschlüsse und viele alte Anschlüsse wie M42 oder M39 sind Adapter erhältlich. Rein mechanische Adapter kosten nur einige wenige Euro. Adpater mit Korrekturlinse für Nikon F sprengen auch kein großes Loch in die Geldbörse. Ich habe letztens einen solchen Adapter für 12€ gekauft. 


WIESO ALTGLAS?

Die Gründe für die Verwendung von alten, manuellen Objektiven im Light Painting, oder auch in der Fotografie allgemein, können vielfältig sein:

– Das ein oder andere Objektiv hat man vielleicht noch aus Zeiten der analogen Fotografie in der Schublade. Oder man hat es geerbt oder geschenkt bekommen.

– Die meisten alten Linsen fühlen sich viel besser an als die neumodischen, klapprigen Objektive aus Kunststoff. Die Gehäuse, sowie die Mechanik sind komplett aus Metall gefertigt. Blendenring und Fokus laufen im Idealfall butterweich und sitzen perfekt auf den Punkt.

 – Auch wenn man die alten Objektive heute kauft muss man gewöhnlicherweise kein Vermögen dafür ausgeben.

– Weil die Objektive alle über einen Blendenring verfügen ist es möglich die Blende auch während der Belichtung zu verstellen. Die allermeisten modernen Objektive, gerade Zoom-Objektive,  haben keine Blendenringe mehr.

– Die Abbildungsleistungen sind oftmals viel besser als man für die geringen Preise erwarten würden. Besser als das Kit-Objektiv mit dem großen Zoom-Bereich sind sie in jedem Fall.

– Die meisten oben abgebildeten Objektive zaubern ein sehr schönes bzw. sehr besonderes Bokeh ins Bild. Das Bokeh vieler moderner Objektive ist hart und nicht besonders ästhetisch. Somit eröffnen sich viele neue Möglichkeiten im Light Painting. Einige, weiter unten gezeigte, Light Painting Bilder bestehen ausschließlich oder zu einem großen Teil aus Bokeh.


WELCHE OBJEKTIVE SIND BESONDERS FÜR LIGHT PAINTING GEEIGNET?

HELIOS 44-2 – MEHR BOKEH GEHT NICHT

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Brennweite 58mm, größte Blende f2, Bildwinkel 40°, Nahstellgrenze 50 cm, Anschluss M42, Markteinführung 1951 als Helios 44, 8 Blendenlamellen, Gewicht 230g. Verbaut sind 6 Linsen in 4 Gruppen.

Bis heute wird das Objektiv mit leichten Veränderung vom russischen Hersteller KMZ  als Nachbau des Zeiss Biotar 58/2 gebaut. Ich weiß nicht wie viel Millionen Exemplare dieses Objektivs bisher gebaut wurden, einen Engpass gibt es jedenfalls nicht. Zu Preisen um 50€ findet man jederzeit bei ebay mehrere Exemplare in sehr gutem Zustand. Die Unterschiede zwischen den vielen verschiedenen Versionen (ich glaube, es sind sieben) sind teilweise nicht nur äußerlicher Natur. Es gab Exemplare mit 13 oder auch nur 6 Lamellen, das wirkt sich auf jeden Fall auf das Aussehen des Bokehs aus. Die beiden oben im Bild zu sehenden 44-2 haben unterschiedlich große Gehäuse. Aus diesem Grund konnte ich bei dem kleineren die Frontlinse nicht umdrehen. Dazu gleich mehr.

Mechanisch sind alle Exemplare, die ich bisher in den Fingern hatte, wirklich gut. Alles läuft butterweich. Offensichtlich gibt es aber auch Exemplare die etwas schwergängig sind, die Qualitätskontrolle bei der Fertigung scheint nicht die höchste Priorität gehabt zu haben.

Das quallenartige Bokeh wurde mit dem modifizierten Helios 44-2 aufgenommen. Ich habe sowohl das Frontelement als auch das hintere Element gedreht. Das geht bei diesem Objektiv denkbar einfach. Beide Elemente werden von außen mit einem Ring gehalten. In den Ringen sind zwei kleine Kerben. Mit einem Metalzirkel oder einer dünnen, spitzen Schere dreht man den Ring raus, dreht das optische Element um und schraubt dann den Ring wieder fest. Zweckmäßigerweise sollte man fusselfreie Baumwollhandschuhe dabei tragen damit keine Fettfinger auf die Gläser gelangen. Wenn das Objektiv schon mal geöffnet ist kann man bei der Gelegenheit auch gleich mal den Staub aus dem Inneren blasen. Bei härteren Fällen kann man auch den Rest des Objektives recht einfach  zerlegen und alles reinigen und gängig machen. Das Helios ist sehr wartungsfreundlich weil es sich eben einfach öffnen und schließen lässt und keine Elektronik verbaut ist.

 

Wie bereits oben erwähnt funktionierte der Umbau bei einem der beiden Exemplare nicht. Die Unterschiede sind recht leicht auszumachen. Bei der Version mit der Seriennummer auf dem Ring der Frontlinse funktionierte der Umbau. Bei der Version mit der Seriennummer auf dem Gehäuse des Objektivs konnte ich das Frontelement nicht drehen. Einige Kollegen haben neuere Varianten wie Helios 44M oder 44M-4 ohne Probleme modifiziert. Allerdings haben die Versionen 44M-4. 44K-4, 44M-5, 44M-6 und 44M-7 nur 6 Blendenlamellen und erzeugen somit ein weniger beeindruckendes Bokeh als die alten 44, 44-2 und 44M. Das Helios 44-7 hat eine Vorwahlblende und somit ein komplett anderes Gehäuse. Ob sich bei dieser Version das Frontelement drehen lässt vermag ich nicht zu sagen. Ich freue mich auf Deinen Kommentar wenn Du solch ein Exemplar besitzt und erfolgreich modifiziert hast.


Мир 1в – NOCH EIN RUSSISCHES OBJEKTIV MIT BESONDEREM BOKEH

Brennweite 37mm, größte Blende f2,8, Bildwinkel 60°, Nahstellgrenze 70cm, Anschluss M42, Markteinführung 1954, Nachbau des Zeiss Flektogon, 10 Blendenlamellen, 6 Linsen in 5 Gruppen, Gewicht 185g. Auch bei diesem Schmuckstück habe ich sowohl das vordere als auch das hintere Element gedreht. Das gelingt genauso leicht wie beim Helios. Das Bokeh sieht zwar anders aus, aber die Sogwirkung ist ähnlich stark wie beim umgebauten Helios.

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Mechanisch ist, zumindest mein Exemplar, über jeden Zweifel erhaben. Alles läuft butterweich, nichts hat Spiel. Das Mir 1b ist allerdings nicht so leicht erhältlich wie das oben erwähnte Helios. Die meisten bei ebay angebotenen Objektive dieses Typs kommen aus Russland oder der Ukraine. Neben dem Preis von 70 bis 90€ kommen noch 15 bis 20€ Versandkosten dazu. Ein Besuch beim Zollamt bleibt dem Käufer sicher auch nicht erspart. Auf den Gesamtpreis kommen dann noch 19% Einfuhrumsatzsteuer hinzu. Mit ein wenig Glück findet man einen Verkäufer im Baltikum, dann bleibt man zumindest vom Zoll und 19% Aufpreis verschont.


MEYER OPTIC GÖRLITZ LYDITH 30/3,5

Brennweite 30mm, größte Blende 3,5, Nahstellgrenze 33cm, M42 Anschluss , 10 Blendenlamellen, 5 Linsen, Gewicht 183g, Markteinführung 1964. Dieses Objektiv baut die Firma Meyer Optik Görlitz seit einiger Zeit wieder. Es ist für 599€ auf der Website des Herstellers erhältlich. 

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Hier geht es allerdings um die alte Version aus der DDR. Diese ist bei ebay zu Preisen ab 30€ in recht großer Stückzahl erhältlich. Neben Meyer Optik hat die Firma Pentacon das gleiche Objektiv gebaut. Ob es zwischen den beiden Varianten irgendwelche Unterschiede gibt vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte das aber für recht unwahrscheinlich.  Für den recht schlanken Preis bekommt man das für Meyer Optik typische wunderschöne Seifenblasen-Bokeh und auch ansonsten ein sehr brauchbares Arbeitsgerät. Das Teil macht zwar nicht ganz so einen robusten Eindruck wie die aus einem Stück gefeilten Objektive aus der Sowjetunion, aber gut verarbeitet ist es auf jeden Fall. 

Das von mir ebenfalls gerne verwendete neue Figmentum 35/2 ist optisch kaum vom alten Lydith zu unterscheiden. Aus diesem Grund verkneife ich mir einen eigenen Abschnitt zu diesem Objektiv.


SOLIGOR 25/2,8

Brennweite 25mm, größte Blende 2,8, Gewicht 225g., Nahstellgrenze 30cm, 8 Blendenlamellen, Anschluss Nikon F. Über dieses Objektiv findet man kaum Informationen. Ich weiß nicht wann es gebaut wurde, vermutlich in den 1970er Jahren. Und wenn man nicht viele Informationen findet, ist das Objektiv auch nicht an jeder Straßenecke zu bekommen. Ich habe gerade bei ebay geschaut; es wird genau ein Exemplar zum Preis von 129€ angeboten. Für meins hatte ich 57€ gezahlt. Dieser Preis ist mehr als angemessen. Das Soligor kann locker mit anderen Objektiven wie dem viel teureren Nikkor 24/2,8 aus Kunststoff mithalten. Im Gegensatz zum Nikkor ist diese Linse auch gut für die Infrarot-Fotografie geeignet.

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Gebaut wurde das Soligor auch mit M42 Anschluss, dieses lässt sich dann, so wie die anderen Linsen oben, mittels Adapter am modernen Spiegelreflexboliden oder der modernen Systemkamera montieren.  Im Bereich Light Painting ist das eine sehr interessante Brennweite und die optische und mechanische Qualität ist sehr gut. 


WAS STEHT NOCH AUF MEINEM WUNSCHZETTEL?

-Cyclop 85mm/f1,5. Bisher konnte ich kein Exemplar dieses Monsters für unter 200€ finden. Wenn ich der klassische Porträtfotograf wäre, hätte ich mir auch für 300€ schon längst solch ein Teil gekauft. Aber für den gelegentlichen Einsatz im Light Painting will ich eigentlich nicht mehr als 100€ ausgeben.

– Meyer Optik Görlitz Oreston 50mm/f1,8. Diese Linse wird eine der nächsten Anschaffungen werden, bei ebay stehen recht viele zu Preisen ab 40€ zum Verkauf.

– Meyer Optik Görlitz Trioplan 100mm/f2,8. Davon hätte ich schon gerne eins, allerdings bin ich nicht bereit einen Betrag im mittleren dreistelligen Eurobereich dafür auszugeben. Diese Brennweite kann man im Light Painting kaum sinnvoll einsetzen, aber ein feines Objektiv ist das schon.

– Meopta Belar 50mm/f4,5. Dieses Objektiv ist eigentlich nicht für die Verwendung an einer Kamera vorgesehen. Es handelt sich um ein Objektiv für Vergrößerungsapparate. Das Teil hat nur 4 Blendenlamellen, bei f5,6 erzeugt dieses Schmuckstück quadratisches Bokeh. Diese Objektive sind für den schmalen Taler erhältlich, allerdings habe ich bisher keine vernünftige Lösung gefunden wie ich das Teil an die Nikon adaptieren kann. Das Anschlussgewinde ist 23,5 mm. Objektive für Vergrößerungsapparate haben keine Fokussierung. 


LINKS

– M42 Objektiv an Nikon F mit Korrekturlinse

– M42 Objektiv an Nikon F ohne Linse

– M39 Objektiv an Nikon F ohne Linse

– M39 zu M42 Adapter

– Exa Objektiv an Nikon F mit Linse

– Contax Objektiv an Nikon F mit Linse

– Pentacon / Kiev Objektiv an Nikon F

– M42 Objektiv an Canon L

– M39 Objektiv an Canon L

– Nikon F Objektiv an Canon L

– Exa Objektiv an Canon L

– Contax Objektiv an Canon L

– Pentacon / Kiev Objektiv an Canon L

– M42 Objektiv an Sony E

– M39 Objektiv an Sony E

– Nikon Objektiv an Sony E

– Exa Objektiv an Sony E

– Contax Objektiv an Sony E

Für Pentacon 6 / Kiev an Sony E konnte ich bisher keinen funktionierenden Adapter finden.


FAZIT

Für viele Fotografen sind alte Linsen, vor allem das modifizierte Helios 44-2, nicht mehr als ein Spielzeug. Der Effekt kann in klassischen Portraits oder Makro-Blümchen-Fotos auch ziemlich schnell ziemlich überstrapaziert werden. Im Light Painting allerdings verschaffen die alten Linsen dem Light Painter neue, interessante Möglichkeiten, gerade in Kombination mit anderen Techniken und dem Wechsel des Objektivs während der Belichtung sind der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. 

Gunnar Heilmann hat einen Artikel über Objektive, die er im Light Painting verwendet geschrieben: https://gunnarheilmann.com/what-lens-to-use-for-light-painting

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Spaß mit dem Altglas und allzeit gutes Licht
Sven

 

Sven Gerard

Sven Gerard, Jahrgang 1969, geboren und aufgewachsen in Berlin. Er fotografiert seit frühester Jugend mit großer Leidenschaft. Neben dem fotografischen Erkunden zahlreicher beeindruckender verlassener Orte, widmet er sich seit mittlerweile 10 Jahren intensiv dem Lightpainting. Sein umfangreiches Wissen teilt er auf seinem Blog „Lichtkunstfoto.de“, weiteren Publikationen und in seinen Workshops. Darüber hinaus organisiert er Veranstaltungen zum Thema Lightpainting, wie „Light Up Berlin“. Gerard lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Berlin und hat einen erwachsenen Sohn. Sven Gerard was born in 1969 and grew up in Berlin. He has been a passionate photographer since his early youth. In addition to photographically exploring numerous impressive abandoned places, he has been intensively involved in light painting for 10 years now. He shares his extensive knowledge on his blog ‘Lichtkunstfoto.de’, other publications and in his workshops. He also organises events on the subject of light painting, such as ‘Light Up Berlin’. Gerard lives in Berlin with his partner and has a grown-up son.

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