TASCHENLAMPEN MIT ANDURIL UI IM LIGHTPAINTING

Das Thema dieses Beitrags sind Taschenlampen mit Anduril UI und die Verwendung dieser im Lightpainting. Aspekte, wie Lichtstrom, Laufzeit, Farbtemperatur usw. bleiben hier weitestgehend unberücksichtigt. Für den Einstieg ins Thema Taschenlampen empfehle ich die folgenden Beiträge:

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Auch in meinem Buch behandele ich das Thema Taschenlampen sehr ausführlich: Lightpainting Buch


EINLEITUNG

Die meisten Taschenlampen sind nicht auf die speziellen Bedürfnisse des Lightpainters ausgerichtet. Wir sind eben nicht die allergrößte Zielgruppe, um es mal vorsichtig auszudrücken. Somit hat man bei einigen namhaften Herstellern mit einigen Merkwürdigkeiten bei der Bedienung und den Funktionen der Taschenlampen zu kämpfen. Einige Taschenlampen von Fenix schalten erst ein oder aus wenn man den Schalter einige Zeit gedrückt hält. Unter Umständen ist das Lightpainting versaut, wenn die Taschenlampe nicht sofort ausschaltet wenn man den Schalter betätigt. Viele Led Lenser Taschenlampen kann man ebenfalls nicht einfach ein- und ausschalten. Wenn man die Taschenlampe nur kurz einschalten will werden beim Versuch sie auszuschalten die verschiedenen Modi gesteuert. Darüber hinaus speichern die meisten konventionellen Taschenlampen den gewählten Modus nicht. Sie starten also immer in der hellsten, niedrigsten oder auch einer mittleren Stufe, wie die ansonsten sehr ordentliche Fenix FD65. Mittlerweile haben die meisten Taschenlampen keinen homogen Strobe mehr. Darüber hinaus funktioniert der Strobe gewöhnlich nur mir dem größten Lichtstrom von vielen tausend Lumen. Um Lichtspuren zu zeichnen ist das meist viel zu hell.

Anduril ist Open Source Software. Jeder Hersteller von Taschenlampen kann diese Firmware also frei verwenden und verändern. Einige Taschenlampen weichen aus diesem Grund von der Bedienung ab, haben weniger Helligkeitsstufen oder es fehlen Strobe Modi oder ähnliches. Als ich vor einigen Jahren das erste mal eine Taschenlampe mit Anduril UI in den Fingern hatte, war ich mit der Bedienung leicht überfordert. Ohne eine gewisse Einarbeitungszeit kann man diese Taschenlampen kaum im Lightpainting verwenden. Ich habe die Anleitung (Grafik unten) auf mein Mobiltelefon kopiert und habe sie somit auch unterwegs sofort parat.


STEUERUNG DER TASCHENLAMPE

Anduril UI Taschenlampe lightpainting

Wir fangen mal hinten an. Um die Anduril Taschenlampe in den Werkszustand zurückzusetzen dreht man sie auf, so dass der Strom unterbrochen wird. Bei gedrücktem Schalter dreht man die Taschenlampe wieder zu. Die Taschenlampe wechselt dann in einen sanften Strobe Mode. Wenn die LED hell aufleuchtet lässt man den Schalter wieder los. Alternativ kann man bei einigen Taschenlampen 13 Mal klicken und halten um sie zurückzusetzen.

Bedient wird die Taschenlampe mit einem einzigen Schalter. Es wird unterschieden zwischen klicken (C) und klicken und halten (H). Die in der Grafik angegebenen Zahlen vor C oder H gibt an wie oft der Schalter betätigt werden muss. Im Feld „Actions“ in der Grafik ist das erläutert. Die Klicks müssen immer kurz hintereinander erfolgen. Alle unten beschriebenen Funktionen gelten für die Version Anduril². In vorherigen Versionen sind einigen Funktionen nicht vorhanden. Die grundsätzliche Bedienung ist ansonsten gleich.

Einige Funktionen wie „Tint Ramp“ oder die Steuerung der AUX LEDs stehen natürlich nur zur Verfügung wenn in der Taschenlampe zwei Sätze LEDs zum Tint Ramping beziehungsweise AUX LEDs verbaut sind. Gerade Tint Ramping ist aktuell eher eine Seltenheit. Spontan fallen mir nur einige Emisar Taschenlampen mit dieser Funktion ein. Dabei wird dann stufenlos zwischen den warmen LEDs mit beispielsweise 3000K und den kalten LEDs mit 5000 oder 6000K die gewünschte Farbtemperatur eingestellt. AUX LEDs sind meines Erachtens unnötig. Einzig zum Anzeigen der Spannung des Akkus sind sie sinnvoll Allerdings verbrauchen die AUX LEDs Strom und saugen somit den Akku leer, ohne dass sie einen großartigen Sinn haben. Zum Lightpainting sind die kleinen bunten LEDs jedenfalls zu schwach. Bei allen meinen Taschenlampen habe ich die AUX LEDs ausgeschaltet.

Grundsätzlich arbeitet die Taschenlampe in zwei verschiedenen Modi, dem Simple oder auch Muggle Mode sowie dem Advanced Mode. Durch 10 maliges klicken im ausgeschalteten Zustand wechselt man von der Advanced UI zur Simple UI durch 10 maliges klicken und halten von Simple zu Advanced. Ich verwende alle Taschenlampen im Advanced Mode, hauptsächlich weil im Simple Mode die Strobe Modi sowie der Momentary Mode nicht zur Verfügung stehen.


STEUERUNG IM SIMPLE UI

Taschenlampe ausgeschaltet:

1 Klick – die Taschenlampe wird eingeschaltet

2 Klicks und halten – Turbomode solange der Schalter gehalten wird

Klicken und halten – die Taschenlampe schaltet in die kleinste Helligkeitsstufe. Wird der Schalter länger gehalten erhöht sich die Helligkeit

3 mal klicken – Anzeige der Spannung des Akkus. Beispiel: 3 mal Blinken, Pause, 7 mal Blinken entspricht dann 3,7 V.

4 mal klicken – Lockout. Die Taschenlampe ist gegen unbeabsichtigtes Einschalten gesperrt. Wird der Taster im Lockout betätigt leucht die LED im Moonlight Mode.

Taschenlampe eingeschaltet:

1 Klick – die Taschenlampe wird ausgeschaltet

3 mal klicken – Wechsel zwischen stufenloser Helligkeitsregelung und Regelung in meist 10 Stufen

klicken und gedrückt halten – erhöht die Helligkeit

2 mal klicken und beim zweiten Mal gedrückt halten – verringert die Helligkeit 

2 mal klicken – Wechsel in den Turbomode (maximale Helligkeit)


STEUERUNG IN DER ADVANCED UI

Taschenlampe ausgeschaltet:

1 Klick – die Taschenlampe wird eingeschaltet

1 Klick und halten – die Taschenlampe schaltet in die niedrigste Helligkeitsstufe

2 Klicks und halten – Turbomode solange der Schalter gehalten wird

2 Klicks – die Taschenlampe schaltet in die höchste Helligkeitsstufe (nicht in den Turbo)

3 Klicks – Anzeige der Akkuspannung (siehe oben), der Temperatur, Signalmodus (Beacon) und SOS. Durch zweimaliges Klicken wechselt die Taschenlampe diese Funktionen. Im Beacon Mode kann durch halten des Schalters die Freuquenz verändert werden. Durch siebenmaliges klicken und halten können in den Modi Akkustand und Temperatur die entsprechenden Einstellungen verändert werden. Es ist also möglich die temperatur- oder spannungsabhängige Helligkeitsregelung der Taschenlampe zu verändern. Beides sollte man mit Bedacht tun, da andernfalls die Taschenlampe dem Hitzetod zum Opfer fallen könnte. Theoretisch könnte man im Winter oder bei Verwendung einer Zwangskühlung diese Einstellung verändern, ich rate aber davon ab. Wenn man vergisst, die Einstellung danach wieder zurück zu stellen, könnte das das Ende für die schöne Taschenlampe sein. 

3 Klicks und halten – die Taschenlampe schaltet in die verschiedenen Strobe Modi (Bike-Strobe, Kerzenflackern, Party Strobe, taktischer Strobe, Gewitter). Der Wechsel zwischen den verschiedenen Strobe Modi erfolgt durch zweimaliges klicken. Durch klicken und halten wird entweder die Helligkeit oder die Frequenz verringert, durch zweimaliges klicken und halten erhöht. Durch fünfmaliges klicken wechselt die Taschenlampe in den Momentary Mode. Die Taschenlampe leuchtet dann im gewählten Strobe Mode inklusiver eingestellter Helligkeit / Frequenz solange, wie der Schalter betätigt wird. Den Momentary Mode verlässt man durch aufdrehen der Taschenlampe, also Unterbrechung der Stromversorgung.

4 Klicks – Lockout (siehe oben)

7 Klicks – Steuerung der Helligkeit der AUX LEDs und der Beleuchtung des Tasters, wenn vorhanden. Damit die kleinen, lustigen bunten LEDs nicht das Lightpainting Bild versauen sollten man diese unbedingt ausschalten. Außerdem verbrauchen die Dinger unnötig Strom, auch wenn es nicht viel ist.

7 Klicks und halten – Veränderung der Farben der AUX LEDs und des Tasters, wenn in diesem eine RGB LED verbaut ist. 

Taschenlampe eingeschaltet:

1 Klick – die Taschenlampe wird ausgeschaltet

klicken und gedrückt halten – erhöht die Helligkeit. Sobald die hellste Stufe erreicht ist regelt die Taschenlampe beim erneuten klicken und halten die Helligkeit wieder herunter. Durch kurzes Blinken wird das Erreichen der höchsten Stufe angezeigt.

2 mal klicken und halten – verringert die Helligkeit 

2 mal klicken – Wechsel in den Turbomode (maximale Helligkeit)

3 mal klicken – Wechsel zwischen stufenloser Helligkeitsregelung und Regelung in meist 10 Stufen

3 mal klicken und halten – Wechsel in den Mometary Turbo. Solange der Taster gedrückt wird leuchtet die Taschenlampe im Turbo Mode. Wird der Taster losgelassen wechselt die Lampe zur zuvor gewählten Helligkeit. Dieser Mode steht bei Taschenlampen mit Tint Ramping nicht zur Verfügung weil das dreimalige klicken und halten zur Steuerung des Tint Ramping verwendet wird.

4 Klicks – Lockout (siehe oben)

5 Klicks – Momentary Mode (siehe oben)

5 Klicks und halten – Ausschalt-Timer, die Taschenlampe wird innerhalb von 5 Minuten heruntergeregelt und schaltet dann ab. Die Zeit kann durch halten des Tasters verändert werden. Jedes Blinken verlängert die Zeit um 5 Minuten. 

7 Klicks und halten – Einstellung für minimale und maximale Helligkeit sowie Anzahl der Helligkeitsstufen. Die Steps gelten nur in der Simple UI, in der Advanced UI werden alle Stufen verwendet.

10 Klicks und halten – Konfiguration des Speicherverhaltens der Taschenlampe (automatisch, manuell oder für eine vorgegebene Zeit)

10 Klicks – die aktuelle Helligkeit wird dauerhaft gespeichert, die Taschenlampe leuchtet also nach jedem Einschalten in dieser Stufe. Deaktiviert wird dies über die Speicherkonfiguration (siehe oben). 


KURZÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN FUNKTIONEN

Viele der oben erwähnten Modi und Funktionen braucht man im Lightpainting nicht oder nur äußerst selten. In der folgenden Übersicht sind alle wichtigen Funktionen für die Arbeit während des Lightpainting dargestellt. Alle anderen Änderungen, wie das Ausschalten der AUX LEDs und Ähnliches sollte man lieber in Ruhe vorher vornehmen. Über den folgenden Link kannst Du die Anduril Kurzübersicht (7 Downloads ) als PDF herunterladen.

 


EINIGE TASCHENLAMPEN MIT ANDURL UI

Mittlerweile sind die verschiedensten Taschenlampen mit Anduril UI erhältlich, vom dicken Flooder mit über 10000 Lumen, über Thrower mit Reichweiten von mehreren hundert Metern bis zu kleine EDC Taschenlampen ist für fast jeden Einsatzzweck im Lightpainting etwas dabei. Einige Taschenlampen, die ich häufig für mein Bilder verwende, möchte ich an dieser Stelle kurz vorstellen.

EMISAR D18

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Die Emisar D18 ist ungefähr so groß wie eine 0,33 l Getränkedose und wiegt inklusive der 4 18650 Akkus 480 g. Mit den 18 verbauten SST-20 LEDs liefert sie einen maximalen Lichtstrom von 10000 Lumen. Im Onlineshop des Herstellers sind Varianten mit anderen LEDs erhältlich. Mit einigen sind deutlich höhere Lichtströme möglich. Allerdings haben diese LEDs keine hohen Farbwiedergabeindex. Das emittierte Licht ist also recht unansehnlich. Die Emisar D18 kostet je nach Ausführung ab 88$. Akkus sind nicht im Lieferumfang enthalten. Erforderlich sind Akkus, welche einen Dauerstrom von mindestens 10 Ampere abgeben können. 

Zur Ausleuchtung größerer Bereich leistet die D18 wirklich gute Dienste. Durch den großen, sehr homogen Abstrahlwinkel in Kombination mit der großen Helligkeit gelingt die Ausleuchtung auf einfache Weise in kurzer Zeit. Die Emisar D18 inklusive eines Halters für Farbfilter und Acrylfilter in verschiedenen Farben befindet sich so gut wie immer in meinem Gepäck.


EMISAR D4K

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Wenn ich nur eine Taschenlampe mitnehmen könnte, wäre dies die Emisar D4K. Mit einem Lichtstrom von 3000 Lumen emittiert sie genug Licht um auch größere Bereich beleuchten zu können. Mit der kompakten Größe kann man sie aber auch gut an Light Painting Tools verwenden. Das einzige Manko ist, dass man den Schalter nicht betätigen kann wenn man die Taschenlampe in einen der gängigen Adapter von Light Painting Paradise oder den Universal Connector steckt. Ich habe auf dem 3D Drucker einen speziellen Adapter gedruckt (siehe Bild oben), bei dem der Schalter auch mit montiertem Light Painting Tool erreichbar ist. Als Alternative kommt die sehr ähnliche Noctigon KR4 in Frage. Diese hat den Schalter in der hinteren Kappe verbaut. Auch die Emisar D4K sowie die Noctigon KR4 können mit verschiedenen LEDs bestückt werden. Ich empfehle LEDs mit hohem Farbwiedergabeindex wie Nichia 519A oder Luminus SST-20.


LUMNTOP FW3A

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Die Lumintop FW3A ist mit den drei verbauten LEDs noch etwas kompakter als die Emisar D4K. Auch mit drei LEDs liefert die kleine Taschenlampe genug Licht um auch größere Bereiche ausleuchten zu können. Der Schalter ist in der Endkappe verbaut. Somit kann man sie problemlos in den gängigen Light Painting Adaptern verwenden. Erhältlich sind auch hier verschiedene Varianten (Cree XP-L, SST-20, Nichia 219B). 

Bei Amazon ist die Lumintop mit Cree LEDs oder mit Nichia LEDs erhältlich. Eine Variante mit Luminus SST-20 konnte ich nicht finden. Offensichtlich wird die FW3A nicht mehr produziert. Auf der Homepage von Lumintop findet man sie jedenfalls nicht mehr. 


NOCTIGON DM11

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Ein Thrower für die Hosentasche. Durch die spezielle Optik im Kopf der Taschenlampe hat die DM11 eine recht große Leuchtweite. Dinge in 200 bis 300 Meter Entfernung lassen sich damit gut beleuchten. Das spart also einige Wege während der nächtlichen Arbeit. Zuweilen kommt man auch gar nicht nah an die zu beleuchtenden Bildteile heran. Die DM11 sprengt kein großes Loch in die Geldbörse und ist direkt beim Hersteller erhältlich. Eine Alternative dazu ist die Wurkkos TS11. Hier mal ein Link zu Amazon.


FAZIT

Mittlerweile gibt es eine recht große Anzahl an Taschenlampen mit Anduril UI. Alle Emisar und Noctigon Taschenlampen werden mit der Anduril UI betrieben. Darüber hinaus sind Taschenlampen von Lumintop, Astrolux, Sofirn und Wurkkos mit dieser Firmware erhältlich. Vermutlich gibt es auch weitere Taschenlampen mit der Anduril Firmware. Bei der unüberschaubaren Anzahl von Herstellern und Modellen hab ich sicher einige Taschenlampen übersehen. Gewöhnlicherweise geben die Hersteller an, mit welcher Anduril Version die Taschenlampe gesteuert wird und welche Funktionen zur Verfügung stehen. In den meisten Taschenlampen sind, zumindest als Option, LEDs mit hohem Farbwiedergabeindex und angenehmer Farbtemperatur verbaut. Somit sind viele dieser Taschenlampen gut für den Einsatz im Light Painting geeignet. Sicher kommen in nächster Zeit weitere interessante Taschenlampen hinzu. Ein gelegentlicher Besuch im Taschenlampenforum oder im Budget Light Forum ist empfehlenswert um sich über neue Taschenlampen und deren Funktion und Qualität zu informieren.

Allzeit gutes Licht

Sven